laut.de-Kritik
Piano-Pop klingt nicht immer wie Nils Frahm.
Review von Kerstin Kratochwill"Ein Klavier, ein Klavier! Mutter, wir danken Dir", möchte man mit Loriot ausrufen angesichts der Zahl an Musikern, die dieses bildungsbürgerliche Instrument derzeit wieder in den Mittelpunkt ihres Schaffens rücken. Statt elektronisch-minimalistisch wie Nils Frahm oder entrückt wie Neo-Klassik-Star Poppy Ackroyd versucht sich Anna Depenbusch an einer Art Pop-Chanson-Crossover. Hier bleibt ein Klavier noch ein Klavier, die musikalische Abwechslung steckt allein in den schwarz-weißen Tasten.
Bereits 2011 ließ die Hamburgerin ihrem Studioalbum "Die Mathematik der Anna Depenbusch" eine reduzierte Klavier-Version ("Die Mathematik Der Anna Depenbusch In Schwarz/Weiß") folgen. Vorliegendes Werk bezieht sich auf "Das Alphabet der Anna Depenbusch" von 2017 und versucht erneut den schwierigen Spagat zwischen seichtem Schlager und anspruchsvollem Songwriting zu meistern.
Der leise Piano-Pop zu Zeilen wie "Du bist Rakete, ich Feuerwerk" ist unaufdringlich und stört in seiner Belanglosigkeit nicht weiter. Musik wie ein flauschiger Deko-Tipp zur Wohlfühldiktatur, angeführt von Depenbuschs hoher, kristallklarer Stimme. In die Ecke der von Jan Böhmermann verlachten deutschen Pop-Poeten lässt sich Depenbusch indes nicht drängen. Der Metaphernhölle um Träume, Phantasie und Liebe begegnet sie meist mit Ironie, etwa wenn sie in "Alphabet" im Stile Götz Alsmanns humorvoll all die kleinen und großen Probleme einer Beziehung von A bis Z aufzählt. Hier steht "S" allerdings nicht für Sex, sondern für das "Sofa, auf dem du heute schläfst."
Depenbusch nutzt nicht nur ihr Klavier als Instrument, sondern auch ihre Stimme: Deren variable Klaviatur reicht von lieblichem Mädchengesang bis zu nervigem Intonieren von Wörtern à la Nena, mal überraschend spöttisch, mal streichelnd. Folgerichtig erwartet uns wohl demnächst "Die Physik der Anna Depenbusch" und dann natürlich die "Die Physik der Anna Depenbusch in Schwarz-Weiß".
2 Kommentare
In den letzten Wochen ging mir öfter mal die Frage durch den Kopf, ob Krypta inzwischen heimlich nebenher bei laut.de unter dem Namen Kerstin Kratochwill Rezensionen veröffentlicht.
Dagegen sprächen die von Fr. Kratochwill besprochenen Platten, die so nahezu gar nicht ihrem sonst so präsentierten Geschmack entsprechen, sieht larq vom Homme-OST ab. Eben jene sprächen allerdings in gleichem Maße auch dafür, dass sie es ist, da wir ja gerade neulich erst wieder äußerst plastisch vermittelt bekamen, dass larq sich die anzufertigenden Rezis für laut.de nur bedingt aussuchen kann, siehe hierzu auch Schuh vs. Kubanke in der Evangelist-Angelegenheit
Gefällt mir überhaupt nicht. Total flach das Ganze.