laut.de-Kritik

Mauerblümchen-Folk-Pop, der niemandem weh tut.

Review von

Ums Lagerfeuer gekauert reicht oft eine verstimmte Klampfe, beherzter Gesang und das übliche Akkord-Einmaleins aus, um sentimental zu stimmen. Ohne die bierseelige Gruppenkuschel-Geselligkeit kann da aber schnell mal die Magie flöten gehen. Das Duo von Apples In Space versucht, diesen Spieß umzudrehen und mit dem ersten Studioalbum die Hörerschaft zum gemeinsamen Schwelgen einzuladen.

Das Doppel scheint dabei musikalisch geradezu unzertrennlich. Denn die Norwegerin Julie Mehlum und der deutschstämmige Philipp Haussmann leiern fast durchgehend ihr Liedermacher-Gut in Sternsinger-Manier unisono runter. Eigentlich schön, dass sich jemand traut, Zeltlager-Romatik in Reinform ohne ausschmückende Arrangements oder Ausmalereien darzubieten. Nur, dass dies leider oft weniger nach durchzechten Nächten unterm Sternenhimmel als vielmehr nach stubenreiner Wohnzimmerkonzert-Stickigkeit klingt.

Doch genau diese sture Resistenz gegenüber jeglicher Extravaganz gerät in Stücken wie "My Love Is A Bullet" auch zum sympathischen Stilmittel und bewegt mit unprätentiösem Charme zu wohliger Schunkelei. Auch das dünnhäutige "The Never Read Letter" umstreichelt flauschig mit spindeliger Gitarre und zittrigem Gesang das Gemüt.

"The House Is Empty Now" offenbart ein unter tausendfach gehörtem Moll-Klavier-Gerüst begrabenes Wrack. Auch "Johanna's Waltz" gewinnt schon allein durch die separierten Stimmen ungemein.

Nur wenn es die Umschlungenen wagen, auf eigenen Beinen zu gehen und zumindest mal den großen Zeh ins kalte Wasser zu halten, atmen ihre Songs und lassen den Hörer eindringen. Ansonsten kommen Titel wie "Vespa" oder "Paper Town" wie die musikalische Untermalung eines ökumenischen Gottesdienstes daher. Da verbildlicht sich vor dem inneren Auge, wie die beiden vor ihrem Notenständer mit dem Fuß wippend die gelangweilten Kinder zum Mitsingen animieren. Die permanente Oktav-Dopplung ihrer Stimmen treibt oft einfach losgelöst auf einer Scholle oberhalb der Melodien.

Was harmonische Ausflüge betrifft, scheinen Apples In Space allerdings eher weniger Fernweh zu verspüren und lieber auf Kuschelkurs mit dem Grundton zu sein. Die etwas hölzerne englische Aussprache baut zusätzlich an der Barriere. Durch stagnierend simple Rhythmik wie Dynamik wird die Eingängigkeit gleichwohl stets mehrfach abgesichert.

Trotz allem kann man den jungen Neukömmlingen keineswegs Blutleere unterstellen. Und so finden sich auch durchaus anrührende Momente auf diesem Debüt. Nicht zuletzt im finalen "Farewell, Little World", dem interessantesten Song, der zu spät aus der Eindimensionalität kippt. Nur im Langspiel-Format lässt der stiefmütterliche Mauerblümchen-Folk-Pop eben leider kaum Euphorie aufkommen. Daran ändert auch das nette Trompeten-Solo von Element Of Crime-Poet Sven Regener auf "Johanna's Waltz" und das Beitun von dessen Band-Kollege Richard Pappik als Produzent nichts.

Trackliste

  1. 1. The Old Man & The Country
  2. 2. The Never Read Letter
  3. 3. I Was The Moon
  4. 4. My House Is Empty Now
  5. 5. My Love Is A Bullet
  6. 6. Vespa
  7. 7. Ophelia's Song
  8. 8. Paper Town
  9. 9. Johanna's Waltz
  10. 10. Farewell, Little World

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