laut.de-Kritik
Die reine Lehre des Death Metals
Review von Matthias BossallerWas zur Hölle ist ein Necroceros? Nun, die holländischen Oldschool-Deather Asphyx klären uns auf ihrem neuen, gleichnamigen Album auf. "Necroceros" ist eine Wortschöpfung des Asphyx-Sängers Martin van Drunen, der schon in der Vergangenheit sein Talent für plakative Titel wie "Eisenbahnmörser" oder "Deathhammer" bewiesen hat. Necros ist das altgriechische Wort für Tod. Und der Necroceros, der ein Wesen aus einen unbekannten All ist, bringt genau diesen über die Menschheit, als er auf die Erde kommt. Der textliche Inhalt ist das musikalische Programm des zehnten Asphyx-Albums: eine Todeswalze macht alles platt macht, was sich ihr in den Weg stellt.
Es gibt im extremen Metalbereich nur wenige Bands, die sich der reinen Lehre des Death Metals so verschrieben haben wie Asphyx. Hier gibt es nur Death und Doom – gefährlich, aggressiv und packend. Für D-Beat-Schnickschnack und Keifgesang-Firlefanz gibt es auf "Necroceros" keinen Platz. Die Holländer kommen mit dem brettharten Opener "Sole Cure is Death" ohne Umschweife zur Sache. Das ist Nackenbrecher-Stoff in Asphyx-Reinkultur. "The Nameless Elite" oder das mit einem dreckigen Lachen eingeleitete "Botox Implosion" gehen in dieselbe Richtung.
Wie gewöhnlich basieren die Songs auf den grandiosen Riffs von Gitarrist Paul Baayens und erhalten ihre Würze durch gut gesetzte Breaks. Die kranken Vocals von Goldkehlchen van Drunen runden das Klangbild ab.
Die Niederländer bleiben sich treu, haben aber auch kleinere Veränderungen vorgenommen. Mixer Dan Swanö wurde durch den weniger bekannten Sebastian Levermann ausgetauscht. Das düster-doomige Material ist im Vergleich zu den Uptempo-Krachern in der Überzahl und bietet mit "Molten Black Earth" ein Highlight des Albums. Das Stück über die Panzerschlacht von Kursk im 2. Weltkrieg erzeugt eine bedrückende Atmosphäre. Ähnlichkeiten zu van Drunens und Baayens Ex-Band Hail of Bullets werden nicht nur hier deutlich. "Molten Black Earth" geht durch seinen tödlichen Groove auch als Tribut an die leider nicht mehr existierenden Bolt Thrower durch.
Über atmosphärische Intensität verfügt auch das von einer tiefen Traurigkeit durchdrungene "Three Years of Famine", das von der Hungersnot unter dem chinesischen Diktator Mao handelt. Asphyx experimentieren mit einem Sabbath-Riff und dem langen, akustischen Mittelteil. Als Kontrastmittel dazu dienen "Knights Templar Stand" und das eingängige "Yield or Die", das fast schon fröhlich klingt und traditionelle Einflüsse der NWOBHM ausweist. Einen würdigen Abschluss stellt der wuchtige, alles zermalmende Titeltrack dar.
Asphyx haben das hohe Qualitätslevel des Vorgänger-Albums "Incoming Death" zwar nicht übertroffen aber auf jeden Fall zementiert – und sogar leichte Veränderungen an ihrem Sound zugelassen.
1 Kommentar mit 2 Antworten
Klaut ihr jetzt ernsthaft Titelseiten-Überschriften von Printmagazinen? "Die reine Lehre des Death Metal" war exakt die Schlagzeile für die Asphyx-Titelseite der Deaf Forever #39 (also aktuelle Ausgabe)...
Ich wusste doch, dass ich das irgendwoher kannte... und dann auch noch das Deppen-S am Ende von Death Metal.
Meines Wissens ist die Verwendung des Genitiv-S bei Anglizismen durchaus gängig, insbesondere bei imSprachgebrauch angekommenen Begriffen (wie Death Metal). Den Autor daher der Verwendung eines Deppen-S zu zeihen ist daher irgendwie unnötig