laut.de-Kritik
Die einstigen Trendsetter fangen an, sich selbst zu kopieren.
Review von Michael EdeleEs ist schon seltsam. Atrocity waren eigentlich schon immer ein Garant für etwas Unerwartetes, Grenzübergreifendes. Sei es die atmosphärische Mini-CD mit Alex' Schwester Jasmin, die Kooperation mit Das Ich oder die rein aus Coverversionen bestehende "Werk 80" Scheibe, heraus kam immer ein Stück Musik mit Aha-Effekt.
Irgendwie ging der auf "Gemini" verloren. Atrocity haben in ihrer Eigenständigkeit deutlich gelitten, stellenweise hat man das Gefühl, es mit einer x-beliebigen EBM Band zu tun zu haben. Auch die Lyrics rufen nicht gerade unbegrenzten Jubel hervor. Das Gemisch aus deutsch/englischen Texten war schon auf Doro-Scheiben für einige Lacher gut, bei Atrocity wird das nicht besser. Daran, dass die CD in allen einschlägigen Tanztempel zum Renner avancieren wird, ändert das wahrscheinlich wenig.
Was für mich aber ein Totalausfall geworden ist, ist die Simon & Garfunkel Cover-Version von "Sound Of Silence". Ich konnte zwar das Original auch noch nie leiden, aber bei der Version gerinnt einem ja echt der Rotz in der Nase, da hilft auch Liv Kristine's Unterstützung recht wenig. Die beiden anderen Covers "Zauberstab" von Zsazsa und "Lili Marleen", hier in der englischen Version, sind dagegen mehr als geglückt.
Auf der Haben-Seite muss aber auch ganz eindeutig Alex' enorme Steigerung im gesanglichen Bereich hervor gehoben werden. Zwar sollte man das Ganze erst mal live überprüfen, doch geht der Bursche inzwischen viel variabler mit seinen cleanen Vocals um. "Liebesspiel" ist somit ein rabenstarker, intensiver Song geworden, der zwar auch den deutsch/englisch Wechsel bei den Lyrics hat, aber wenigstens ohne abstruse Mischreime.
Kritisieren könnte man die Tatsache, dass "Gemini" in einer blauen und in einer roten Version zu haben ist (blau mit deutscher "Lili Marleen-Version), aber das sehe ich eher als konsequente Fortsetzung des Zwillings-Motives. (Gemini=Zwilling)
Noch keine Kommentare