laut.de-Kritik
Griffige Melodien, Hooklines und pulsierende Bässe.
Review von Gregory BritschWer in den vergangenen Monaten fleißig laut.fm gehört hat, dürfte kaum an "Shot You Down feat. Nancy Sinatra" von den Audio Bullys vorbei gekommen sein. Nicht nur hierzulande, vor allem auch im Vereinigten Königreich lief die Single mit Bootleg-Charakter überaus gut, setzte dort gar über 100.000 Einheiten ab. Diese bildet denn auch nach der Ansage "you're now entering the mode of the Audio Bullys" den Startschuss zu "Generation" und den restlichen 15 Stücken.
Jene müssen sich im Übrigen vor der Hitsingle keineswegs in Acht nehmen. Wie der Vorgänger "Ego War", dessen Stilrichtung von der heimischen Presse wohl etwas vorschnell als Hooligan-House betitelt wurde, ist das neue Werk eine typisch englisch klingende Platte, die aus ihrer Herkunft denn auch keinen Hehl macht. Trotz gewisser Zitate aus dem Roulé/Crydamoure-Umfeld von Bangalter & Co.
Unterm Strich ist Generation eigentlich derselbe energiegeladene, immer noch recht frisch und spontan klingende Clubsound-Cocktail aus den fein abgestimmten Ingredienzien House, Garage und Hip Hop, mit dem "Ego War" bereits zu gefallen wusste. Nur dass das Fundament etwas in die Breite ging. Das Songwriting zeugt noch immer vom Talent und dem Gespür der Audio Bullys, vielerlei Sounds und Emotionen, griffige Melodien und Hooklines und pulsierende Basslines sowie verschiedene musikalische Einflüsse in Einklang zu bringen. So formten sie wiederum ein an sich stilistisch einwandfreies Gesamtwerk ohne Haken und Ösen, mit Auftritten von Roots Manuva sowie Suggs von Madness, das überdies noch eine Handvoll Tracks mit Hitpotenzial im Nähkästchen hat. Wenngleich "Bring Light", was die Bassline betrifft, Stardusts "Music Sounds Better With You" verdächtig nahe kommt.
Eine Weiterentwicklung macht sich indes zwischen den Zeilen durch bestimmte Feinheiten bemerkbar: Subtiler und tiefgründiger, ja sogar ein wenig kantiger gebärden sie sich. Zugleich wirft Audio Bully Simon Franks einen Blick zurück auf sein bisheriges Leben, dessen Inhalte sich bis dato hauptsächlich aus Suff, Bongs, Chicks, Sprayen und in Clubs abhängen festmachten. Eine durchaus kritische Betrachtung seines bisherigen Lebenstils hört man nun, die Zeilen wie "bring light to my life", "the future looks much brighter than those bad yesterdays" oder "we're only blessed with one lifetime" zum Ausdruck bringen. Irgendwann stellt man eben doch fest, dass es im Leben wichtigere Dinge gibt, als cool zu sein. Die Audio Bullys ziehen nach wie vor ihr Ding durch - ohne große Überraschungsmomente. Das nennt man wohl nivellierte Stagnation.
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