laut.de-Kritik

Kleine Stiche ins Herz oder knapp daneben.

Review von

"Bee Stings" heißt die neue Komposition der BMX Bandits aus Glasgow, und es braucht nicht lange, bis sich dieses vertraute Gefühl im Bauch wieder aufbaut. Bereits den ersten Song "Take Me To Heaven" nimmt man wörtlich und erinnert sich an die stets schmerzlichen, aber wundervollen Momente im schottischen Pop-Highland.

Die Gruppe um Hauptsänger Douglas T. Stewart gibt es nun schon seit 1986, seitdem herrscht ein ständiger Wechsel zwischen den Mitgliedern. Hier kamen und kommen Musiker aus dem befreundeten Umfeld wie Teenage Fanclub, Nice Man & The Bad Boys, Belle & Sebastian oder The Soup Dragons. Alle sind sie Teil der kleinen Verletzungen, die sich auch auf "Bee Stings" massiv ausbreitet.

Die Liebe, ein Mysterium, ob schmerzhaft oder schön, steht nach wie vor bei den beiden Songschreibern Stewart und David Scott im Vordergrund. Kleine Stiche, die mitten ins Herz oder knapp daneben treffen, aber dennoch merklich sind. Mit Rachel Mackenzie wurde eine Dame gefunden, deren Stimme sich harmonisch an die führende Melodie anschmiegt und für die Stewart sogar einen Drachen erschlagen würde.

Derartige Gefühls-Gewalten kann man nachvollziehen, wenn man sie in der einfach nur hinreißenden Version von Will Oldham's "After I Made Love To You" hört. Noch nie spürte der Bandleader diese Lebendigkeit: "Es ist der Traum eines jeden Künstlers, jemanden zu finden, der einen beim Singen immer wieder inspiriert."

Die gesamte Formation, dazu gehören Schlagzeuger Stuart Kidd, Gitarrist Jamie Cameron und Brian McEwan am Bass, klingt vorzüglich miteinander. Ein wenig Funky-Rhythmen in "Sing The Things", Pfeifen-Romantik von Scott und Kidd in "Just Remember I'm A Woman" und die Glockenspiel-Ästhetik zu Beginn von "Rachel Eating Ice Cream At A Truckstop In Japan". Diese Sound-Variationen mischen sich unter die vorwiegend beschwingten Indie-Popsongs, die man allesamt gleich in die Arme schließt. Mehrstimmiger Gesang und Klavier-Einsatz unterstützen die tragischen Momente. Kummer und Romantik schlängeln sich unter die leidvollen Sommerbrisen, wie man sie auch von Camera Obscura oder eben Nice Man kennt. "I Know A Secret" ist ein wahres Lieblingsstück.

Die Verneigung zu Brian Wilson und der Beach Boys-Nostalgie werden immer wieder deutlich mit Songs wie "Foggy" hervorgehoben. Natürlich kann es auch diesmal keine BMX Bandits-Platte geben ohne Mitwirkung eines befreundeten Künstlers. "Our Secret Life" stammt aus der Feder von Norman Blake (Teenage Fanclub), der sich wunderbar in die "Bee Stings"-Schönheit anpasst. Schwärmen muss man für diese zwölf Songs. "The Last Song" mag man gar nicht hören, weil die Platte endlos weiter laufen sollte. Man will sie immer und zu jeder Zeit hören.

Übrigens, schon gehört? Vögel bauen gerne mal Alltagsgeräusche in ihren Gesang ein. Das Klingeln von Handys oder die Melodie von Popsongs. Das imitieren eines Radioweckers hat man schon häufiger vernommen, aber wie schön wäre es, auf der Straße entlang zu spazieren und plötzlich trällert der Zilpzalp ein BMX Bandits-Stück über die Dächer der Stadt. Herrlich!

Trackliste

  1. 1. Take Me To Heaven
  2. 2. After I Made Love To You
  3. 3. Sing The Things
  4. 4. I Know A Secret
  5. 5. Elegant Lines
  6. 6. Doorways
  7. 7. So Many Colours
  8. 8. Just Remember I'm A Woman
  9. 9. Foggy
  10. 10. Rachel Eating An Ice Cream At A Truckstop In Japan
  11. 11. Our Secret Life
  12. 12. The Last Song

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