laut.de-Kritik
Dabrauchmergarneddrübberredde!
Review von Yan VogelDas Komiker-Duo Henni Nachtsheim und Gerd Knebel führte in den letzten Jahren eine On-Off-Beziehung. In den Neunzigern brachten es die beiden Hessen zu immenser Popularität, wie der mittlerweile zu Kult geronnene Kinofilm "Abbuzze!" beweist. Zu dieser Zeit waren die beiden, um im Badesalz-Jargon zu bleiben, unzertrennlich wie Mutter und Tochter. Nebenbei setzten sie mit dem Sketch-Klassiker "Anthony Sabini" ein Zeichen gegen Rassismus.
Nun erscheint mit "Mailbox-Terror" die erste Platte nach vierzehnjähriger Durststrecke, die auch die im alten Stück "Kasperle Gegen Drogen" ausgelobten Biersorten nicht gänzlich überbrückten. Die Mailbox dient als Anlaufstelle für allerlei alltägliche Kuriositäten, in die Kalauer-Kiste greifen Gerd und Henni tief hinein.
Damals wie heute spinnt der neben Äppler und Grüner Soße bekannteste hessische Exportschlager zeitgenössische Diskussionen weiter und dreht diese durch den Spaßwolf. Statt des ehrenwerten Tamagotchi kriegt nun der Smoothie-Wahn sein Fett weg. Geschüttelt und kräftig durchmischt enthält der Badesalz-Cocktail allerhand gesunde Zutaten wie Bier, Chips und Sambuca. Ein Mix, der die anstehenden WM-Abende kulinarisch verfeinert.
Nebenbei beantwortet das Duo in gewohnt doppelbödiger Manier, warum der Islam zu Darmstadt gehört ("Die Vorteile toleranten Denkens") und operiert bei der Verbindung von Erotik und Comedy in "Fuck And Love" nah am Abgrund der Dummheit. Auch die beiden nicht gänzlich jugendfreien Kindergeschichten "Chalupka" und "Im Paradies" erfreuen das schwarze Herz. Dennoch sei an dieser Stelle nur so viel verraten: Zahlreiche alte Bekannte wie der Headbanger, Pappa und der Lambada (ohne den, geht's gar nicht) sind in Würde gealtert. Dabrauchmergarneddrübberredde!
Besondere Erwähnung verdienen noch die Vertonungen eines vor Lokal-Kolorit nur so triefenden Textes ("Hessische Freundschaft") durch Max Mutzke und Andreas Kümmert sowie das Lied zur Rettung des Gualamappa-Käfers, die sich nahtlos in die Riege der Klassiker wie "Alles Gute", "Black Or White" oder "Ein Dufter Abend" einreihen.
2 Kommentare
Das kann ich genauso unterschreiben. Ich habe die neue CD auf meinem iPad angehört und übergangslos folgte danach eine der alten CDs, da war kein Unterscheid zu hören, bewährte Qualität, bewährter Humor. Nur eine „On-Off-Beziehung“ gab es in den vergangenen Jahren nicht, die beiden haben lediglich noch diverse andere Solo- bzw. Musik-Projekte neben Badesalz, das Fundament ist stabil!
Eine weitere Badesalz Rezi auf Laut.de - sehr geil! Wo bleibt der Meilenstein für "Diwodaso"? Und die Huldigung für das hervorragende "Back for good" Cover?
Babu babu babu.