laut.de-Kritik
Zeitlos-klassische Balladen vom bemützten Engländer.
Review von Martina Schmid"... and songs are never quite the answer, just the soundtrack to a life ..." ("You Were Right"). Nach dem Soundtrack zur Verfilmung einer Neo Bibel des Popliteraten Hornby folgt jetzt also der Soundtrack of our lives. Den Anspruch, damit auch Antworten auf essentielle Fragen des Lebens wie "Have You Fed The Fish?" parat zu haben, weist BDB gleichzeitig weit von sich: "How can I give you the answers you need, when all i posess is a melody?" ("How?")
Soll heißen Badly Drawn Boy spielt nur die Hintergrundmusik zum persönlichen Film ein. Auch okay. Mehr hatten wir ja auch gar nicht erwartet. Zugegebenermaßen klingt Damon Gough dabei zeitweise etwas beliebig. Ich jedenfalls brauche keinen potentiellen Werbejingle für den sportlichen Kleinwagen einer zweitklassigen Automarke auf dem Soundtrack zur Verfilmung meines Lebens ("Have You Fed The Fish?"). Aber wie das Leben so spielt, ohne Tiefs auch keine Höhen.
Zu denen zählt unter anderem "All Possibilities", das es unverdienter Weise nur zum Untertitel des Albums geschafft hat. So klingt Popmusik mit Seele. "I Was Wrong" und "You Were Right" fügen sich anschließend beinahe nahtlos aneinander. BDB huldigt dem traditionellen Songwriting und hält darüber hinaus - wie schon demonstriert- einen ganzen Pool an zitattauglichen Textzeilen bereit.
Mit "How?" spuckt der bemützte Engländer eine andere Perle aus: eine kleine Ballade, die sich immer wieder zum rockig fordernden Gitarrensong hochschaukelt, um prompt wieder in bescheidene Traurigkeit zusammen zu schrumpfen. Ein meisterhaft inszeniertes Wechselbad der Gefühle.
Das stellt sich auch bei den Kuriositäten des Albums ein. "The Further I Slide" bedient sich da plötzlich, wenn auch vorsichtig an 70ies Disco Mustern, "Tickets To What You Need" macht kurzfristige Anleihen bei den Roaring Twenties.
Badly Drawn Boy hat wieder 15 mal zeitlos-klassischen Gitarrenpop geschaffen. Um eine musikalische Revolution loszubrechen ist er vermutlich zu spät dran. Verkehrt gemacht hat er deshalb nichts. Vielleicht sollte man ja mal versuchen, die Filme zu den Soundtracks zu drehen, anstatt umgekehrt? Naja, nur so eine Idee.
Noch keine Kommentare