laut.de-Kritik
Bitte denken Sie nicht nach!
Review von Markus BrandstetterSpoiler-Alarm: Balbina grübelt viel, denkt nach über das Grübeln und hat deswegen ein Album gemacht, auf dem sie ihr Grübeln vertont und über ihr Grübeln nachdenkt. Das ist total Metabene von ihr, aber leider - schon wieder Spoiler-Alarm! - kein besonders gutes Album. Die vielen Stimmen im Kopf, sie murmeln zum Auftakt alle wild durcheinander, das soll das innere Chaos symbolisieren, die eigene Unruhe, die Mühsal, man selbst zu sein. Die Stimmen kündigen an, dass sich so Balbinas Grübeln anhört.
Der Titel soll wie ein Essay klingen. Wie "Über die Freiheit" von John Stuart Mill zum Beispiel, oder irgendetwas anderes sehr Tiefsinniges. Wäre ja auch ein durchaus substanzielles Thema, die eigene Verkopftheit, das Verhaftetsein im eigenen Geist, das eigene Gehirn, das alte Scheusal. Hätte man durchaus spannend gestalten können. Es bleibt aber leider beim Konjunktiv.
"Ich grübel' und grübel' und grübel' den ganzen Tag / über dies und das / was könnte passieren / ich verliere den Faden", singt Balbina gleich am Anfang. Das möchte vielleicht gerne irgendwo zwischen diskursiven Pop im Inneren-Monolog-Modus und Kunstlied daherkommen, aber alles bleibt leider von Beginn an extrem angestrengt und mühselig. Nicht verkopft nämlich, sondern einfach nur erzwungen.
"Ich habe jetzt gerade so gar nicht den Kopf frei fürs Jetzt / denn ich denke nach, was vorgestern war / lenk' mich nicht ab." Muss beim Schreiben durchaus Sisyphos-Arbeit gewesen sein, diese ewigen Loops an Gedankensträngen, die nie wirklich mehr als Plattitüden bleiben. Für den Hörer ist das nämlich durchaus Sisyphos-Arbeit, vor allem bei einem solchen Refrain: "Ich zerbrech' mir echt den Kopf / er geht kaputt, kaputt / Wie ein Blumentopf der vom Balkon fällt / Er geht kaputt, kaputt." Aua.
"Das Ist, Die Zeit Ist Ein Egoist" handelt von der Vergänglichkeit und dem Zeitparadoxon, dass das "ist" jetzt schon vorbei ist. Klingt nach Geschwurbel, ist es auch. All das wird auch bei "Oropax" nicht besser. "Irgendwer singt lalala", schon wieder Metaebene, eigentlich. Das Klavier klimpert, klimpert, klimpert. "Nichtstun" hört sich in Zeiten des Post-Kapitalismus und des Humankapitals subversiv an, bleibt jedoch bei ziellosen Gedankenspielchen. "Kann sich die Langeweile bitte mal beeilen?", singt Balbina, und weiter: "So grundlos schlagen wir die Zeit tot." Der Konsens: "Ich muss etwas gegen das Nichtstun tun, denn das Nichtstun tut mir gar nicht gut."
So viel innerer Zwiespalt, so viel gewollter Tiefgang, so viel Affekt und so wenig tatsächliche Substanz. "Ich steh' zwischen den Stühlen wie ein Tisch. Ich weiß nicht was ich will", die Platte ist voll von derartigen Plattitüden.
Manchmal dürfen dann auch Rapper ran. Auch das macht das nicht besser. "Tisch" klingt wie "Spiegel" von Tic Tac Toe, weder lyrisch noch philosophisch besteht da viel Unterschied. Oder "Goldfisch", da heißt es: "Goldfisch, du und ich, wir haben was gemeinsam / wir beide sind einfach vergesslich / Nur ich glänz' nicht so schön wie du." Ja, wirklich.
"Über Das Grübeln" ist ein innerer Monolog, nur leider kein besonders spannender und ergiebiger. Wie ein Tagebucheintrag, bei dem man davon ausgeht, dass das alles jemand lesen wird, und man sich deswegen ganz besonders Mühe gibt, tiefgehende und verschwurbelte Sachen zu schreiben. Deswegen gerät alles affektiert und vernachlässigbar. Ein paar halbherzige Aphorismen, Binsenweisheiten, Alltagsbetrachtungen. Es bleibt beim Grübeln, Conclusio gibt es keine, dafür ein Ende.
Vierzehn Songs später kommen die Stimmen zurück. "Balbina dachte nach über das Grübeln, und so klang das", tun sie kund. Man freut sich, dass das Grübeln ein Ende hat, besonders viel weiter ist man damit heute nämlich wirklich nicht gekommen. Man sollte überhaupt weniger nachdenken.
13 Kommentare mit 61 Antworten
Sauber geschrieben.
Musik, die auf den Punkt bringt, was falsch läuft. Leider wahrscheinlich unfreiwillig.
Solche Musik entsteht halt, wenn eine durch Hip Hop musikalisch sozialisierte Frau aus Polen auf einmal anspruchsvolle Songs mit tiefgründigen Texten machen möchte. Grauenhaft.
ist das jetzt hiphopfeindlich, sexistisch, rassistisch oder alles zusammen?
"grauenhaft" trifft es allerdings ziemlich genau. brrr!
So isser, der olle Sati (außerdem müffelt er mies nach Gruft, pfui Spinne!)
Wo soll denn da Sexismus sein? Weil er das Wort "Frau" erwähnt hat?
Und dass Hip Hop musikalisch nicht gerade das komplexeste ist, kann wohl niemand ernsthaft abstreiten. Ich lass mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen...
Ja genau und wo bitte ist der Rassismus?!!!!!!
@freddy: Du übertreibst ein wenig.
@lautuser_: erspar uns doch bitte solche dümmlichen Belanglosigkeiten, du trägst mal wieder nichts zum Thema bei und präsentierst deinen beschränkten Intellekt und deine Einfallslosigkeit. Es ist genau dieses Verhalten, das Inno erst vor kurzem mal wieder vollkommen zu Recht kritisiert hat. Aber du hast es offensichtlich mal wieder nicht verstanden.
Schon mal was von Abstract Hip Hop gehört? Da sind die Beats recht verschachtelt, die Texte recht kryptisch, die Atmo relativ verstörend.
Und selbst Projekte wie A Tribe Called Quest und auch neuerdings Kendrick Lamar haben Bezüge zum Jazz und legen großen Wert auf Zeitlosigkeit.
Selbst ein Rapper wie Prezident bezieht sich in seinen Lyrics auf Charles Bukowski.
Ich weiß ja nicht, ob du nur das von der Presse suggerierte Prollklischee eines Rappers vor Augen hast.
@catch
Sati, Du läufst bei den Altvorderen nur unter "running gag", kommklaundgehduschen.
Ansonsten einfach mal das gute alte "Unter Tage"-Album von RAG anhören, leider fast nur noch gebraucht und zu heftigen Preisen zu bekommen...da warte ich übrigens noch auf den Meilenstein
edit: okay, musikalisch nicht allzu anspruchsvoll, aber lyrisch/poetisch nach wie vor ne Messlatte.
Dummheit als running gag verkaufen zu wollen ist schon sehr erbärmlich. Passt also zu deinem allgemeinem Versagertum.
Bei Sati kommt immer klar zur Geltung wie sehr er angefressen ist.
OBACHT LAUTUSER!
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@tonitasten: Mir ist schon klar, dass es da noch andere Welten als die von der Presse suggerierten gibt.
Im Übrigen: Wenn ich Bukowski-Bezug will, les ich Bukowski
was für miese texte....schon schade, wenn man so gern holly golightly wäre und es am ende lyrisch nicht mal für lacrimosa reicht.
Hm, ok die Kritik ist net so berauschend, aber jeder wie er denkt, im Großen und ganzen wars auch in Ordnung, lol, ich finde Über das Grübeln" gut gelungen ^_^ Balbina entwickelt sich ständig weiter und probiert immer was neues, ihre Qualitäten auf allein dieses Album zu belegen wäre also mehr als daneben... naaa ja, wie auch immer, jeder hat seine Meinung. Was ich allerdings scheiße finde ist das alle möglichen Leute meinen balbina-fans wären alle samt puibertierende Gören unter 18 Jharen. Ich zum Beispiel bin 21 und alle aus meinem Bekanntenkreis die Balbina mögen sind ebenfalls nicht jünger als 18. Und sie hat Fans auf der ganzen Welt, was die wenigsten wissen, ist auch kein wunder warum so ein hype um die herum gemacht wird, wer sich mal n Konzert von ihe reinfährt wird merken warum. Nun denn ^_^ dat war meine Meinung, ach und bevor man die Klappe aufreisst sollte man sich erst mal schlau machen und an alle Balbina Fans: Nehmt dat net alles so ernst, jedem das seine.
Hast du einen Dildo zuhause?
Was bist du denn für einer? Was soll das?
"Nehmt dat net alles so ernst, jedem das seine."
@ torque
ist das nicht ne schöne steilvorlage für dich ?
Finde es trotzdem geschmacklos. Wie findet ihr denn das Album?
nicht, nicht, nicht, nicht......
komische Vögel
Hey, Jizzabella, vergiss die ganzen Idioten hier, das sind Amateure, wenn du mal einen richtigen Mann haben willst, wende dich an mich!
Komisch vögeln? Mein Metier!
Verarscht ihr nich oder was?
Wer mit 21 noch Referate in Musik über seine Lieblingsband Nirvana schreiben muss, dem ist halt echt nicht zu helfen. Dann doch lieber vögeln.
Au contraire mon chrere Isabella. Laut.de ist nach Elitepartner.de die Datingplattform mit den kultiviertesten und gebildetsten Partizipanten. Man munkelt, es soll hier sogar Ingenieure mit Diplom und Master geben. wenn da das Höschen nicht feucht wird, dann weiß ich auch nicht mehr.
Was ist daram jetzt seltsan?
Isi, nimm diese Community nicht allzu ernst...Indie- und Pop-Mist hat hier einen schweren Stand. Ansonsten sind wir ganz liebe
Gruß und Kuss
Tolle Datingplattform, mit einer Frauenquote von unter 1%.
Laut.de ist sowas wie gay romeo unter den Musikplattformen.
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Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
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Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Homonkulus, du solltest unbedingt ein Buch rausbringen. Ich garantiere dir, dass ich alleine 10 Exemplare kaufe. Jetzt ganz ohne Mist.
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Nur so können wir uns gegen das Löschen durch die Moderation wehren....
Speicher den Scheiß halt auf deiner Festplatte und/oder mach ein googledoc daraus.
Scheint dir nicht zu gefallen?
Das Reposten auf derselben Plattform ist schon etwas sinnfrei. Was ich von dem Post selbst halte ist völlig egal.
Sollte u.a. ein Zeichen sein gegen das Löschen von Beiträgen durch die Moderatoren. Reposts führen dazu, dass Löschmaßnahmen nicht greifen.
Primär ging es mir aber um den Text. Der gefiel mir einfacher sehr gut.
Morpho ist nur eingeschnappt, weil er bisher keinen Part hatte.
Bei mir holperts dafür aber gewaltig...
Tinco...
Was für ein legasthenischer Trittbrettclown bist du jetzt schon wieder?
Ich bin der, der den Klaus used.
Oder auch den Claus als Ava benutzt, wie auch immer.
@Dude, "Wer mit 21 noch Referate in Musik über seine Lieblingsband Nirvana schreiben muss, dem ist halt echt nicht zu helfen. Dann doch lieber vögeln."
Alter, genau das hab ich in der 11. Klasse getan... über Nirvana. Raus aus meinem Kopf!
Aber da warste nicht 21 oder?
Cool, dass man immer wieder gesagt bekommt, wie niveaulos man ist. Ob als Künstler oder als Zuhörer! Ich denke mal, dass am Ende die Würmer an uns allen die gleiche Freude haben.