laut.de-Kritik
Mit der Apfelbirneneule gegen die Langeweile.
Review von Manuel BergerDas Problem im Indie-Sektor: Das Gros der Bands klingt ganz nett. Zu gut, um wirklich etwas Schlechtes darüber sagen zu können, agiert größtenteils aber auch absolut austauschbar, was schnell zu Überdruss des ganzen Genres führt. Das versteckt die zweifellos vorhandenen Ausnahmen.
Was hilft? Künstlerhandbuch, Regel Numero Uno: Auffallen! Oft leichter gesagt als getan, manchmal klappt es aber doch. Zum Beispiel mit einem netten Cover oder Albumtitel. Ball Park Music machen das mit "Puddinghead" schon einmal nicht schlecht. Die Apfelbirneneule mit Schmetterling in Minnesängermode überwindet zumindest bei mir schon einmal die erste Hürde.
Schön, dass die Musik im Anschluss ebenfalls überrascht. Ja, Ball Park Music sind radio- wenn nicht gar dudelfunktauglich, absolut. Aber auf eine erfrischende Art und Weise. Vielleicht haben wir hier jemanden, der in der Lage ist, die Weezer/Kasabian-Langeweiledominanz aufzubrechen.
Ball Park Music verfügen sowohl über Honighooks ("A Good Life Is The Best Revenge"), die in der Melodieführung teilweise an Passenger erinnern ("Next Life Already"), locker-flockige Chilltracks, zu denen sie wie in "Error Playin'" auch gerne mal Psychedelia mischen, als auch über Cobain-schwangere Meloschwere ("Cocaine Lion").
Stadioneuphorie ("Trippin' The Light Fantastic") bleibt dabei ebenso wenig auf der Strecke wie gelegentlich ausufernde Solopassagen. Durch das live aufgenommene "Struggle Street" zieht sich beispielsweise eine sich stetig weiterentwickelnde Orgelline. Da kommt fast schon 70s-Feeling auf. "Teenager Pie" kontert mit waberndem Stereo-Gitarrensolo. Der Opener "She Only Loves Me When I'm There" presst mit dröhnendem Synthieriff, Cowbell, Funk-Klampfe und Ohrwurm garantierendem "Uuh-uuh" dagegen.
"Girls From High School" dürften nicht nur die besungenen Mädels gut finden, sondern auch der ein oder andere 80er-Jugendliche. Sänger Sam Cromack meistert die Gratwanderung zwischen Weiberheld, zugedröhnter Rampensau und in sich gekehrtem Eigenbrötler nämlich über das gesamte Album hinweg mit Bravour.
Obwohl die Arrangements keineswegs überbordend daherkommen, lassen sich im spacigen Klanggewand doch ständig neue Details entdecken. Wenn man will, bieten Ball Park Music eine stilistische Fundgrube, der man sich von vielerlei Seiten nähern kann. Genauso gut funktioniert "Puddinghead" aber als leicht zugänglicher, straight-cooler, massenkompatibler Pop-Rock. Wie auch immer die Herangehensweise aussieht: Fetzen tuts sowieso!
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