laut.de-Kritik
Der heimliche Star bleibt der Bass.
Review von Simon ConradsAls "ziemlich langweilig" beschrieb Maarten Devoldere das Leben im Lockdown kurz vor der Veröffentlichung von "Sand", dem fünften Studio-Album Balthazars. Die Band hatte zu dem Zeitpunkt knapp ein Jahr kein Konzert mehr gespielt, groß war also die Lust, die neuen Songs auf die Bühne zu bringen. Das erste Aufeinandertreffen der gesamten Kapelle - und damit das Ende der Langeweile - wurde dementsprechend gefeiert. In einem Schloss in der Nähe von Brüssel trafen sich die Belgier im Frühjahr, um ihr neues Werk für einige Freunde zu performen. In Zusammenarbeit mit der Regisseurin Heelen Declerq und dem Youtube-Channel HolyShit entstanden auch ein Kurzfilm - und das neue Live-Album.
Neben acht Versionen von "Sand"-Tracks gibt es auf dem Album auch zwei "Jams", die vor allem den Eindruck von Unvermitteltheit und Spontaneität erwecken. Die Pianoversion von "On A Roll" steht in eben dieser Ästhetik zu Beginn. Anfänglich klingt es, als würde sich Jinte Deprez, neben Devoldere zweiter Frontmann von Balthzar, lediglich warm spielen, während man vor allem das Gerumpel der sich formierenden Mitmusiker*innen hört. Recht bald fällt allerdings das Gerumpel weg, und der Mix beschränkt sich auf Deprez. Und die Band stellt unter Beweis, dass ihre Musik nicht nur dank Studiospielerei und dichter Instrumentierung zündet. Besonders im C-Teil, in dem drei Bläser hinzukommenn, begeistert die reduzierte Version.
"You Won't Come Around" servieren Balthazar ebenfalls etwas minimalistischer, wodurch der Track noch mehr an die ersten beiden Platten der Band und die Soloarbeit von Devoldere erinnert: Im Zentrum stehen akustische Gitarren, denen in den Liveversionen insgesamt mehr Platz eingeräumt wird. "Losers" etwa kommt dank der akustischen Gitarrenbegleitung etwas unaufgeregter daher. "I Want You" gönnt sich gegen Ende mehr Klimax, als die Studioversion. Auch hier glänzt das Bläsertrio mit simplen, aber effektiven Einsätzen. Der heimliche Star bleibt bei Balthazar aber weiterhin der Bass, der den Stücken immer ein solides Groove-Grundgerüst zimmert.
Andere Songs wiederum bleiben nah am Original - was kein Nachteil ist. "Moment" weicht kaum ab, die Band geht den Song gegen Ende aber verspielter an. "Linger On" bleibt klanglich recht schlank, macht dadurch aber besonders Spaß. "Halfway" verlagert die zentrale Melodie von der Gitarre aufs Klavier und bekommt so mehr Soul-Vibe. Ähnlich "Powerless": Hier wirken besonders die Hook mit den passionierten "Power"-Shouts und dem Klaviermotiv.
Am besten funktionieren die Stücke dann mit dem zugehörigen Bildmaterial, das sich auf erwähntem Youtube-Channel findet. Dort rücken auch die drei Background-Sängerinnen in den Fokus, die die Vocals von Devoldere und Deprez fantastisch unterstützen. Am Ende steht ein kleines schickes Livealbum.
1 Kommentar
Ich mag das Album… es kommt nicht so produziert daher. Insgesamt ist Balthazar meine Neuentdeckung des Jahres. Sehr geil!!