laut.de-Kritik

Elektro mit Biss aus dem Berghain-Umfeld.

Review von

Die Medien verklären den Berliner Techno-Club Berghain gerne zu einem der Orte, an denen sich die Ausschweifung stets willkommen fühlt. Dieser Eindruck mag hängen bleiben, wenn man eine XTC-befeuerte Nacht samt Afterhour dort verbringt. Schaut man vom Nachtgeschäft mal mehr auf das Tagesgeschäft, dann funktioniert das Berghain ein bisschen wie früher ein Jugendhaus: Es gibt gewisse Freiräume, diese ziehen Leute an, die etwas machen wollen. Man trifft sich, man lernt sich kennen, man startet neue Projekte.

Ein Teil dessen, was heute den Backkatalog des Club-eigenen Labels Ostgut Ton ausmacht, geht auf solche Zusammentreffen zurück. Die Kollaboration von Marcel Dettmann und Ben Klock fällt genauso in diese Kategorie wie die gemeinsamen Veröffentlichungen von Prosumer & Murat Tepeli. Mit dem Duo Barker & Baumecker haben sich nun erneut zwei Brüder im Geiste gefunden und ihre Kreativität in Form von Musik kanalisiert. "Transsektoral" heißt das Erstlingwerk, das der Brite Sam Barker und der Ex-Frankfurter und Jetzt-Berliner Andy Baumecker auf Ostgut Ton veröffentlichen.

Das Debütalbum liegt nun nach gerade einmal einer Maxi vor. Diese erschien vor zwei Jahren unter dem Titel "Candyflip" ebenfalls auf Ostgut Ton und erntete genug positives Feedback, um die beiden Herren immer wieder ins Studio zu locken, wo sie seither an den Tracks für "Transsektoral" arbeiteten. Kennengelernt hatten sie sich bei der Organisation eines Autechre-Gigs im Berghain. Die Liebe für analoge Sounds und elektronische Musik, die sich ihren Freiraum jenseits einschränkender Genregrenzen sucht, prägt die Tracks des Duos.

So finden Electro, IDM, Breakbeats und Techno gleichberechtigten Eingang in den Sound von Barker & Baumecker. Ein Stilmix, der auch schon auf "Candyflip" zu finden war und die Maxi positiv aus der Vielzahl der Veröffentlichungen des Jahres 2010 abhob. "Transsektoral" jedenfalls hält einiges für die Zuhörer bereit: Dubbigen House wie bei "Trans-It" genauso wie schwer stampfenden Techno im Stil von "Buttcracker", dunklen Ambient mit "No Body" und mit "Trafo" auch noch verzwirbelten Electro.

Das mag manch einen vielleicht überfordern. Wer sich schon länger an elektronischer Musik erfreut, bei dem dürfte "Transsektoral" schöne Erinnerungen an die 90er Jahre wachrufen, als Tracks der Inspiration folgend noch schnell produziert wurden. Ob es für sie auch das passende Marketingkonzept gab, die Genrezuordnung eindeutig war, all das interessierte meist nicht. Und muss es auch heute nicht, wie Barker & Baumecker mit "Transsektoral" zeigen.

Trackliste

  1. 1. Sektor
  2. 2. Trafo
  3. 3. Schlang Bang
  4. 4. Crows
  5. 5. Tranq
  6. 6. No Body
  7. 7. Trans_It
  8. 8. Databass 133%
  9. 9. Buttcracker
  10. 10. Silo
  11. 11. Spur

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