laut.de-Kritik

Kvelertak plus Verstärkung: File under Classic Powerpop.

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Dass den Breitwand-Ambassadoren von Kvelertak ein pop-affiner Gencode innewohnt, ist so neu nicht. Klassikern vom Schlage "Mjöd", "Ordsmedar av Rang" oder "1985" schlug seit ehedem ein melodieverliebtes Herz in der dichtgepeikerten Brust.

Wer sich jemals gefragt hat, wie das wohl klingen würde, schöbe man den ganzen Metal beiseite, dem geben die Beachheads jetzt eine Antwort. Im Line-up sind mit Vidar Landa (Gitarre) und "Norges kjekkeste mann", Marvin Nygaard, am Bass, zwei Kvelertak-Mitglieder vertreten, Metal-Drummer Espen Kvaløy und Børild Haughom, bis vor kurzem noch Sänger in einer Synthiepop-Band, komplettieren die Band.

Schon 2013 gab es eine erste Demo-Session der in Stavanger ansässigen Band, zwei Jahre später folgten nach und nach drei Singles, die zügig ihren Platz auf den Playlists norwegischer Radio-Stationen fanden. Jetzt also liegt das selbstbetitelte Debüt vor und man weiß kaum, was mehr überrascht: Der gleißende Powerpop, der sich vom ersten Takt an breiteste Bahn bricht, das scheuklappenbefreite Selbstbewusstsein, mit dem hier erfahrene Metaller zu neuen Ufern aufbrechen, oder die Hitdichte, die an die alte Mär vom "All Killers, No Fillers" gemahnt.

Den Opener "Moment Of Truth" etwa durchzieht der juvenile Arschtritt alter Caesars-Klassiker, getragen von fulminant nach vorn preschenden Gitarren, immer wieder von kleinen Lick-Sprenkseln sonnig unterfüttert. Grandios, wie "Break Me Down" einem gleich sein Main Riff um die Ohren haut und den Beweis liefert, dass das Stilmittel Pre-Chorus immer noch einer der verlässlichsten Tensionbuilder ist. "Despair" lässt erahnen, wie die Hives klingen könnten, würden sie sich statt auf ihre Klamotten ein wenig mehr aufs Songwriting konzentrieren, und für "Una" würde Paul Westerberg sein letztes Hemd verkaufen.

Einer der Höhepunkte auf einem zu keinem Zeitpunkt nachlassenden Album ist "Your Highness", enervierend, zugleich fast beachboyesk verdichteter College-Pop, der exquisite Backing-Chöre, filigrane Zweitgitarren und schlicht-effektive Breaks zu einem Instant Classic Marke Hüsker Dü meets Big Star verdichtet.

Obenstehender Referenzwahn möge zur Kontext-Orientierung taugen, soll jedoch keineswegs die Eigenständigkeit der Beachheads in Abrede stellen. Sie lieben ihre Plattensammlungen, sie zitieren, was seinen Weg durch den feinmaschigen Qualitätsfilter findet und verbauen klassische Indie/Postgrunge/Alternative-Bausteine zu einem euphorisierenden Album, das - ich verwette alle meine Lemonheads-Platten darauf - am Ende des Jahres warme Plätzchen in den Bestenlisten 2017 finden wird. Bleibt die Hoffnung, dass wir es hier statt mit einem Sideproject tatsächlich mit einem Zukunftsmodell zu tun haben und dass die Strandköpfe schleunigst ihren Tourkalender mit Live-Dates in Deutschland füllen.

Trackliste

  1. 1. Moment Of Truth
  2. 2. Break Me Down
  3. 3. Your Highness
  4. 4. Despair
  5. 5. Una
  6. 6. Give Me Some Love
  7. 7. Reverberations
  8. 8. Procession
  9. 9. Treasure Chest
  10. 10. Monologues
  11. 11. Addiction Not Love
  12. 12. It Feels Alright

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