laut.de-Kritik

Progressives Gemenge aus hypnotischer Elektronik und droneartigen Rockismen.

Review von

Zehn Jahre waren die Trip-Hop-Pioniere Portishead von der Bildfläche verschwunden, ehe im April 2008 "Third" erschien. Eine quälend lange Zeit - nicht nur für Fans, sondern auch für Arrangeur und Produzent Geoff Barrow, der auf der Suche nach einem Neustart ohne bloßes Kopieren fortwährend vom tonnenschweren Erbe der 90er-Alben "Dummy" und "Portishead" erdrückt wurde.

In einem Interview mit der Spex sprach Barrow über seine Initialzündung für das düstere "Third": "2004 platzte dann der Knoten. Durch einen Zufall. Adrian (Utley, Gitarrist von Portishead) spielte mir Platten von den Silver Apples vor. Das war vielleicht eine seltsame Musik! Absolut inspirierend und obskur." Anscheinend sogar derart inspirierend, dass Barrow nach seinem jahrelangen musikalischen Burnout sogar noch ein Nebenprojekt an den Start bringt und seine perfektionistischen Ansprüche über Bord wirft.

Beak> wurden im Januar 2009 in Bristol gegründet und setzen direkt bei Barrows neu gefundener Faszination für spärliche, psychedelische Elektronik mit Vintage-Synthesizern an, die von jenen Silver Apples (die übrigens sogar eine 25-jährige Bandpause einlegten) und Krautrock als weiterer Referenz ausgelöst wurde.

Dabei scheint Barrow mit den versierten Studiomusikern Billy Fuller und Matt Williams auch gewillt, dem unmittelbaren Entstehungsprozess dieser experimentellen, improvisationslastigen Musik der späten 60er Jahre nahe zu kommen. In nur zwölf Tagen wurden die Songs live und ohne Overdubbing zusammen gejammt und aufgenommen. Eine Faible für Filmscores soll Barrow ja schon immer gehabt haben, hier treibt er es auf die Spitze.

Um einen Schlagzeug-Beat, repetitive Bassläufe und fiependen Synthesizer- und Orgelspuren sind die zwölf Tracks arrangiert, die ohne das Kraftzentrum Beth Gibbons zwischen einem - aus der historischen Perspektive - progressivem Gemenge aus hypnotischer Elektronik und droneartigen Rockismen schweben. Als einstündiger Soundtrack für einen noch nicht abgedrehten Film kommen Beak> so durchaus an die improvisierten Großtaten der italienischen Horrorspezialisten Goblin heran.

Düster müsste er sein, dieser Film, kalt und vorzugsweise postapokalyptisch. Ein visuelles Meisterwerk wie "Blade Runner". Diesem hohen ästhetischen Anspruch würden Beak> durchaus gerecht. Ohne einen solchen Bezugspunkt bleiben diese freigeistig-flirrenden Klangskizzen allerdings nur eine sehr spezielle Verhandlungsmasse für das nächtliche Radioprogramm und das feuilletonistische Kleingedruckte. Für ein weiteres Portishead-Album sind Beak> auf jeden Fall weitaus mehr als nur ein Hoffnungsschimmer. Barrow kann es nämlich noch.

Trackliste

  1. 1. Backwell
  2. 2. Pill
  3. 3. Ham Green
  4. 4. I Know
  5. 5. Battery Point
  6. 6. Iron Action
  7. 7. Ears Have Ears
  8. 8. Blagdon Lake
  9. 9. Barrow Gurney
  10. 10. The Cornubia
  11. 11. Dundry Hill
  12. 12. Flax Bourton

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LAUT.DE-PORTRÄT Beak>

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7 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    third ist auch ehrlich gesagt mein favorit von portishead, ganz knapp vor dummy, obwohl das die laut redaktion ja nicht so gesehen hat.
    wenn das album von den beats und konstruktionen ähnlich ist, dann wird es gekauft. ich werd jetzt erstmal auf myspace vorbeischauen.

  • Vor 15 Jahren

    die letzte portishead gehört sicherlich zu den 5 besten alben dieses jahrzehnts.@Frane (« hum, ich weiss nicht.

    ich finde "third" ja großartig und so, aber doch auch sehr anstrengend.

    wenn das jetzt noch ne stufe experimenteller is, weiss ich nicht, ob es mich noch so begeistertn kann...

    ich denk, ich hör ma rin, bin aber skeptisch... »):

    bin mir leider ziemlich sicher, dass du aus genannten gründen nix damit anfangen kannst. wie ich im thread zu third gesagt habe, ist beak> extrem kompromisslos. an mancher stelle übertreibt es barrow dann aber auch (zum beispiel bei "barrow gurney")...na egal

    eigentlich liest sich die review ja gut, nur die wertung von 3 punkten macht für mich keinen sinn. da hätten's schon vier sein können. vermutlich hat der rezensent gedacht: hey, der typ von plattentests hat auch nur 6 punkte gegeben! :damn:

  • Vor 15 Jahren

    @Screwball (« die letzte portishead gehört sicherlich zu den 5 besten alben dieses jahrzehnts.@Frane (« hum, ich weiss nicht.

    ich finde "third" ja großartig und so, aber doch auch sehr anstrengend.

    wenn das jetzt noch ne stufe experimenteller is, weiss ich nicht, ob es mich noch so begeistern kann...

    ich denk, ich hör ma rin, bin aber skeptisch... »):

    bin mir leider ziemlich sicher, dass du aus genannten gründen nix damit anfangen kannst. wie ich im thread zu third gesagt habe, ist beak> extrem kompromisslos. an mancher stelle übertreibt es barrow dann aber auch (zum beispiel bei "barrow gurney")...na egal

    eigentlich liest sich die review ja gut, nur die wertung von 3 punkten macht für mich keinen sinn. da hätten's schon vier sein können. vermutlich hat der rezensent gedacht: hey, der typ von plattentests hat auch nur 6 punkte gegeben! :damn: »):

    hm ich probiers einfach mal...