laut.de-Kritik

Besoffen von kumpeliger Harmoniesucht.

Review von

Zach Condon als Arrangeur beschaulicher Schunkeltrunkeleien? Frankreich, das Land der Sonntagnachmittagskaffee- kuchenkränze? Beirut als neues Synonym gar für den rekordverdächtigen Übergang von last year's folk star rising zum Pappsatt? Dreifaches "Nein, aber".

Nein, aber vielleicht hinterließen die tourgeschuldeten Erschöpfungszustände, die Condon Ende 2006 zu einem Krankenhausaufenthalt zwangen, tiefere Spuren als gedacht. The Wunderkind häutet sich zunächst nur oberflächlich. Wechselt thematisch Balkankäse gegen französischen Brie, operiert aber mit beinahe exakt gleichem Rüstzeug.

Wieder bauen Beirut ihr ethnomusikalisches Fundament aus Mariachi-Bläsern, Akkordeon und kleinformatigen Gitarren, nur eben nicht ganz so ausladend inszeniert. Unterdessen streicht jetzt ein anderer Superboy aus USA, Owen Pallett aka Final Fantasy, um Condons hier jodelnde, dort croonende Stimme herum. Soweit im Westen nichts ach so Neues.

Was im Songwriting-Prozess auf halber Strecke ein wenig verloren ging, ist das Gefühl für eindeutig herausragende Glücksmomente. Neulich noch unsagbar weit nördlich vom Folk-Äquator, geriert sich "The Flying Club Cup" zwar als des Vorgängers Brüderchen im Geiste, zugleich allerdings auch als aufgeräumter Tanzschulstreber.

Besoffen von kumpeliger Harmoniesucht tänzelt es sich ab "Cliquot" ohne größere qualitative Ausreißer nach oben oder unten durch standardisierte Walzerstunden. In gewissen Momenten beschwingt, manchmal jedoch fast flügellahm, wirkt Condons Komposition mitunter seltsam sediert. Zu "nett". Es fehlt mancherorts diese zuletzt so auszeichnende melancholisch-fernsüchtige Zugkraft. Am emotionalen Auf und Ab, an den exotischen Melodien.

Das Gesamtbild fällt pittoresker aus und gewinnt auch an Homogenität hinzu, verliert aber an Signifikanz. Vielleicht sollte sich der noch junge Meistermacher zukünftig wieder einmal die Zeit nehmen, fremde Länder ausgiebig persönlich zu erkunden, anstatt von verblassenden Erinnerungen zu zehren. Hat schließlich schon einmal funktioniert.

Trackliste

  1. 1. A Call To Arms
  2. 2. Nantes
  3. 3. A Sunday Smile
  4. 4. Guyamas Sonora
  5. 5. La Banlieue
  6. 6. Cliquot
  7. 7. The Penalty
  8. 8. Forks And Knives (La Fete)
  9. 9. In The Mausoleum
  10. 10. Un Dernier Verre (Pour La Route)
  11. 11. Cherbourg
  12. 12. St. Apollonia
  13. 13. The Flying Club Cup

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