laut.de-Kritik

Elvis und seine Untoten geben Zuckerbrot und Peitsche.

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Nach dem Ableben des King Of Rock behauptete manch Einer, allen Todesmeldungen zum Trotz, aus überzeugter Brust: "Elvis lebt". Wie so oft, liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Fakt ist: Elvis ist untot. Er geistert unter dem Namen Dead L-Vis durch süddeutsche Gefilde. Singen kann er wie eh und je. Rocken offensichtlich auch noch. Und da Totgesagte bekanntlich länger leben, lässt er mit der Formation Beloved Enemy von sich hören.

Der Opener von "Enemy Mine" gibt vor, wo es stilistisch langgeht. Die Combo widmet sich düsteren und morbiden Klängen aus der Unterwelt, wobei donnernde, rockende und rollende Gitarren-Riffs auf elektronische Parts treffen. Mit den ersten beiden Nummern "Drowning" und "Virus Undead" fetzen die geliebten Feinde gleich mal mit zwei Gassenkrachern los, bei denen es nachts am Friedhof ordentlich abgehen dürfte. Ab "The Other Side" erweitern sie das Repertoire um melancholische Melodien und schieben mit "Lorraine" eine Ballade voll schwarzer Romantik nach, die Fields Of The Nephilim kaum besser hingekriegt hätte. Eine härtere Gangart schlägt der Titeltrack ein, dessen metallische Riffs wie Hiebe herabkommen und sich im nächsten Song noch steigern: Mit weitaus aggressiveren Tönen und einem verdammt guten Groove zwingt "Fuck Me Back To Life" die Hörer(innen) auf die Knie.

Das darauf folgende "Interlude: Ocean" entführt in den geheimen und dunklen Garten der Seele, umweht von atmosphärischen Klangwelten. Beloved Enemy betreiben das Spiel mit Ruhe und Intensität, geben abwechselnd Zuckerbrot und Peitsche. Tracks wie "Cyanight" lullen mit großartiger, abgründiger Romantik ein, bei "Rain" packen sie dann gar die akustische Gitarre aus. Nach solch sanften Ausflügen geht es dann jedoch doppelt so hart zur Sache. Es offenbart sich eine Bandbreite an Einflüssen, von Type O Negative über Nine Inch Nails bis zu Deathstars, manchmal tun sich Vergleiche zur neuen Disillusion auf. Trotzdem drücken sie der Musik einen unverwechselbaren Stempel auf, nicht zuletzt aufgrund der außergewöhnlichen Stimme des Fronters, der tatsächlich als Elvis-Double ein Geschäft machen könnte.

Was Beloved Enemy da mit "Enemy Mine" als erstes Lebenszeichen von sich geben, ist alles andere als ein Todesstoß. Ganz im Gegenteil, hier geht ziemlich die Post ab. Es lässt sich sowohl in finsteren Grabesklängen schwelgen, als auch zu fetzigen Industrial-Songs abtanzen. Gerade Liebhaber oben aufgezählter Bands sollten ihre helle Freude mit dem Teil haben. Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass die Mannen noch länger im Reich der Untoten wüten und man bald mehr von ihnen hört.

Trackliste

  1. 1. Drowning
  2. 2. Virus Undead
  3. 3. The Other Side
  4. 4. Lorraine
  5. 5. Enemy Mine
  6. 6. Fuck Me Back To Life
  7. 7. Interlude I: Ocean
  8. 8. The Others
  9. 9. Cyanight
  10. 10. Rain
  11. 11. Fake
  12. 12. Finden
  13. 13. The Ground Beneath Your Feet

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