laut.de-Kritik
Wird dieses Bübchen zum neuen Heiligen des Indie-Rock?
Review von Stefan FriedrichMeine erste Begegnung mit Ben Kweller hatte ich des Nachts auf der Autobahn von Wien nach Konstanz. Kurz mal rausgefahren, Radio wieder eingeschaltet und auf dem weltbesten Radiosender FM4 liefen plötzlich Weezer. Mit einem mir unbekannten Stück. Was eigentlich nicht sein konnte. Einige Minuten später löste Moderatorin Eva Umbauer das Rätsel: Ben Kweller hieß der Knabe, der da so ähnlich klang wie meine Lieblinge. Und da fiel es mir wieder ein, Indie-Beauftragter Schiedel hatte mir schon Wochen zuvor die Platte mit diesem Typen mit der Zahnbürste auf dem Cover auf den Platz gelegt und ich hatte sie übersehen ...
Wenige Tage später lief Ben Kweller dann in meinem CD-Player auf Heavy Rotation. Denn was der 20-Jährige da bietet, ist auch auf Albumlänge einfach überzeugend. Dem noch etwas holprigen "How It Should Be (Sha Sha)" folgt mit "Wasted & Ready" gleich der erste Hit, der es durchaus mit Songs wie "Teenage Dirtbag" aufnehmen kann.
Bei "Family Tree" im Anschluss wird noch ein anderer Fixstern im Universum des Ben Kweller sichtbar: Evan Dando, ehemals Chef der Lemonheads. Und so schaukelt sich das Album Song für Song in die Ohren, mal mit krachigen Gitarren wie in "Commerce, TX", mal mit Klavier und sehr entspannt wie bei "In Other Words". Gemeinsam sind den Songs jedoch immer die großartigen Melodien, bei denen auch manchmal Lennon, McCartney oder beide gemeinsam um die Ecke schauen.
Gegen Ende taucht zwischen lauter guten Songs das umwerfend schöne "Lizzy" auf - es ist schier unglaublich, über welch songschreiberisches Talent Ben Kweller mit seinen 20 Jahren bereits verfügt. Ganz großer Sport. Oder wie es Kollege Schiedel ausdrückte: "Ich würde dem gemeinsamen Sohn von Evan Dando und Rivers Cuomo gerne den zukünftigen Heiligenschein des Indie-Rock übergeben."
1 Kommentar
Supergeiles Album! 15.Dezember 2008 im Luxor in Köln!