laut.de-Kritik
Die Amis rauchen das gleiche Kraut wie Devin Townsend.
Review von Michael EdeleEigentlich hatten Between The Buried And Me den zweiten "The Parallax"-Teil schon vor Ewigkeiten angekündigt. Anderthalb Jahre sind zwischen der EP und dem vorliegenden Album ins Land gegangen, aber das Warten hat sich definitiv gelohnt.
Bereits auf dem Vorgänger existierte quasi keine Genregrenzen, die die Jungs aus Raleigh nicht mit Vehemenz und absoluter Leichtigkeit eingerissen hätten und genauso geht es auf "The Parallax II: Future Sequence" weiter. Auch wenn der gefühlvolle Einstieg mit "Goodbye To Everything" (Queen lassen grüßen) einen anderen Eindruck vermittelt, aber was in den anschließenden 70 Minuten folgt, ist quasi ein vertontes ADH-Syndrom.
Denkt man schon beim Intro, dass Sänger Tommy Rogers eine ähnliche Stimmfärbung wie James LaBrie aufweist, so hört man im anschließenden "Astral Body" alle Dream Theater-Glocken läuten. Das abgestoppte Riffing und die Melodieführung erinnern par excellence an die New Yorker und halten in gewisser Weise auch noch an, wenn Tommys Screams wie ein Orkan das Kartenhaus durcheinander wirbeln.
Und durcheinander gewirbelt wird anschließend alles, denn musikalische Überraschungen warten auf dem Album an jeder Ecke und hinter jedem Break. Haben sich BTBAM vor allem in den melodischen Bereichen in den letzten Jahren stark entwickelt, bricht "Lay Your Ghost To Rest" beinahe schon mit zerstörerischer Macht über einen herein und man registriert höchstens am Rande, dass da tatsächlich ein Banjo durch die Gegend knüppelt.
Die kurzen Intermezzi wie "Autumn" oder "Parallax" darf man musikalisch gesehen getrost außer Acht lassen. Im Gesamtkonzept sind sie allerdings schlüssig. Dafür besorgen es einem die überlangen Tracks umso heftiger. Es scheint, als rauchte das Quintett das gleiche Kraut wie Devin Townsend oder wie habe ich mir Tuba und Xylophon in der Mitte von "Extremophile Elite" sonst zu erklären?
Doch auch die eher kürzeren Stücke geraten unberechenbar und vielschichtig wie wenig andere Songs. "Bloom" galoppiert irgendwo über die Heide, ohne dass man weiß, wo es hingeht. Plötzlich lässt die Band auch noch im 60s-Stil die Bootys shaken. Batman, oder was?
Was hier verwirrend, abgedreht und vielleicht nur schwer nachzuvollziehbar klingt, nötigt dem Hörer durchaus eine gewisse Geduld, Durchhaltevermögen und einige Nerven ab, lohnt sich aber auf ganzer Linie und beweist ein songwriterisches Talent, das die Band meilenweit über die breite Masse hinaus hebt.
Ich möchte nicht zu viel versprechen, aber "The Parallax II: Future Sequence" hat als Konzeptalbum durchaus das Zeug, in einigen Jahren im gleichen Atemzug mit den Epen von Queen, Pink Floyd oder The Who genannt zu werden, auch wenn der Härtegrad natürlich deutlich höher ist.
5 Kommentare
Bloss 4 Sterne trotz keinen Kritikpunkten und diesem Schlusssatz? Für mich hätte das Album die Höchstwertung verdient.
Das Album ist großartig, 5 Sterne wären schon drin gewesen!
Whow, das ist ein ganz starkes Brett. Von meiner Seite unbedingt 5 Sterne!
scheiße eben auf Bloom oben in der Leiste geklickt und jetzt erklärt mir so ein Nerdbolzen mit komischer Handgestik das Album ...
Wenn man da mit dem DT-Ansatz rangeht wird so mancher erschrocken ob der derben Death Metal Anklänge (Blastbeats, Growling, Riffing) zusammenfahren. Allerdings hat dies hier mehr Substanz als die Solo Ausflüge eines gewissen James LB. Ja, hier heißt es auch mal auf die Zähne beißen und durchhalten aber die Belohnung ist ein absolut genreüberschreitendes Werk!