laut.de-Kritik

Hier funktioniert nicht mal ein E.L.O.-Cover.

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Die Gesichter der vier Bandmitglieder im Quadrat angeordnet, darüber der Bandname, darunter der Albumtitel "The Human Condition". Kreative Covergestaltung sieht beim besten Willen anders aus. Aber hey, man soll ein Buch bzw. ein Album ja sprichwörtlich nicht nach seinem Einband bewerten. Und da die Jungs aus Kentucky zumindest auf ihren ersten fünf Platten immer abgeliefert und ihre unverkennbare Mischung aus traditionellem Southern-, rifflastigem Alternative- und radiotauglichem Stadion-Rock mit so viel Elan und Abwechslungsreichtum durchgezogen haben, war meine Vorfreude groß.

Es folgte Ernüchterung. Doch der Reihe nach: Mit "Ringin' In My Head" hauen Black Stone Cherry nämlich direkt mal einen starken, durch und durch bandtypischen Opener raus, der sich zukünftig perfekt ins Live-Set einfügen wird: Chris Robertson prescht mit drückender Stimme voran, die Drums knallen, es folgen starke Riffs, ein eingängiger Headbang-Refrain und das ein oder andere Solo. Eine eingängige Melodie im Refrain, verspielte Gitarrenarbeit, stampfende Drums und eine gute Härte machen "Again" zu einem der besten Black Stone Cherry-Songs der jüngeren Zeit. Mit "Push Down Turn" folgt ein sehr ordentlicher, von harten Riffs angetriebener Südstaaten-Banger, der den äußerst gelungenen und überraschend metallischen Einstieg in die Platte abrundet.

Wer die Band kennt, weiß dass das nicht so bleibt. Mit "When Angels Learn To Fly" folgt eine Hard-Rock-Ballade, die geradezu nach Radio-Airplay bettelt. Der Refrain ist im guten Sinne kitschig, Robertsons Organ und die Gitarren verleihen dem Track den charakteristischen Band-Sound – hängen bleibt aber schon hier kaum noch etwas. Ebenso verhält es sich mit "Live This Way", auf dem die Härte der ersten drei Songs zurückkehrt und der immerhin mit explosivem Drumming und dem ein oder anderen netten Riff glänzt.

Leider war das schon der beste Teil des Albums. "In Love With The Pain" ist eine ebenso klischeebeladene Ballade mit Herzschmerz-Mitschunkel-Melodie, wie es der Titel vermuten lässt. "The Chain" ist kein Cover des Fleetwood Mac-Klassikers, sondern eine rifflastige Midtempo-Nummer mit netten Sprechgesangs-Einlagen und stellenweise sehr gelungenem Zusammenspiel von Gitarren und Drums, die aber ansonsten auch kaum der Rede wert ist.

"Ride" zieht unbemerkt vorüber, bevor wir mit "If My Heart Had Wings" zum Tiefpunkt der Platte vordringen. Der abgedroschene Vergleich mit Nickelback passt hier leider abermals wie die Faust aufs Auge. "If My Heart Had Wings" spielt in derselben Schmalzrock-Liga wie "Photograph" oder "Lips Of An Angel", erreicht aber blöderweise nicht annähernd deren Catchyness.

Auch die darauffolgende Coverversion des E.L.O.-Hits "Don't Bring Me Down" zieht den Karren nicht aus dem Dreck. Die stampfende Black Stone Cherry-Version fügt dem Original wenig Neues hinzu. Abgesehen natürlich von einer deutlichen Steigerung des Härtegrades, die aber wiederum den funky Charme des 1979er Hits zunichte macht. Darüber vergeigen Black Stone Cherry das von Jeff Lynne in feinster Kopfstimme vorgetragene "Don't bring me down, grooss" trotz technischer Nachbearbeitung grandios.

Und leider erreicht dann auch das abschließende Song-Trio nicht einmal ansatzweise die Klasse der ersten Songs der Platte. "Some Stories" ist nur ein weiterer, recht unspektakulärer Midtempo-Track, zu dem man auf Konzerten in der Zeit nach Corona immerhin gut den Kopf schwingen wird. "Devil In Your Eyes" ist die wohl unspektakulärste Ballade des Albums. Und "Keep On Keepin' On" überrascht zwar mit einem gutgelaunten Pop-Rock-Refrain, aber auch der ändert nichts mehr daran, dass "The Human Condition" blass ausdümpelt und den Hörer sehr ernüchtert zurücklässt. Eine ärgerliche Fortsetzung des kaum besseren 2018er Albums "Family Tree".

Trackliste

  1. 1. Ringin' In My Head
  2. 2. Again
  3. 3. Push Down & Turn
  4. 4. When Angels Learn To Fly
  5. 5. Live This Way
  6. 6. In Love With The Pain
  7. 7. The Chain
  8. 8. Ride
  9. 9. If My Heart Had Wings
  10. 10. Don't Bring Me Down
  11. 11. Some Stories
  12. 12. The Devil In Your Eyes
  13. 13. Keep On Keppin' On

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