laut.de-Kritik
Wisst ihr, wie der Gesang der Mbombock-Fischer klingt?
Review von Kai KoppWisst ihr, wie der Gesang der Mbombock-Fischer klingt? Was man im fernen Kamerun zu Hochzeiten, Begräbnissen und Amtseinführungen von Häuptlingen spielt? Oder wie die tägliche Arbeit und der abendliche Tanz klingt? Wisst ihr, wie sich Bolobo, Bekele, Assiko, Hongo und Dingoma anhören? Nein? Toll!
Woher ich das weiß? Blick Bassy gibt auf "Léman" bereitwillig Auskunft! Percussion-Grooves suchen die Nähe einer akustischen Gitarre, traditionell geprägte Melodien den Kontakt zum europäischen Harmonieverständnis. Seine afrikanisch inspirierten Kompositionen kuscheln heftig mit Singer/Songwriter-Pop und behutsam mit Jazz und Bossa. Die akustische Welt, die er herbei zaubert, liebkost europäisches Instrumentarium ebenso gekonnt wie Kora und Kalebasse.
Blick Bassy, erst seit vier Jahren in Frankreichs Hauptstadt und schon mit Manu Dibango, Keziah Jones und Lokua Kanza gearbeitet, wagt mit "Léman" seinen internationalen Karrierestart. Ausgestattet mit zahlreichen Erfahrungen im Worldmusic-Biz, weiß der Gitarrist und Sänger genau was er will: "Das Wort 'léman' bedeutet Spiegel. Ich habe mir selbst in die Augen geschaut und weiß genau, was ich erreichen will: Ich will meine Musik mit der Welt teilen und bin auf dem besten Weg dahin."
So selbstbewusst spricht nur einer, der weiß was er tut. Nimmt man "Léman" genau unter die Lupe, kommt eine weltmusikalische Perle zum Vorschein, die in harmonischen Farben schimmert und ihren reizvollen Glanz bereits beim ersten Mal versprüht. Nichts mit 1000 Mal berührt - eher schon Liebe auf den ersten Blick.
Doch, ziehen auch bei "Léman" nach einiger Zeit die ersten Wolken über den siebten Himmel? Nein! Allzu niedlich geratene Lieder gibt es nur als Ausnahme, der Hörgenuss bleibt weitestgehend ungetrübt und auch nach mehrmaligem Hören kann die 'Liebe zum Bleiben' überredet werden, wie es einst Tom Robbins im "Buntspecht" formulierte.
Ausgestattet mit einem KORA-Award (beste afrikanische Band 2003, den er mit seiner damaligen Truppe Macase einfährt) und der Produktion des erfolgreichen Albums "Je Go", das mit 200.000 abgesetzten Einheiten 2004 ein ernst zu nehmender Erfolg für den kamerunischen Hip Hop-Musiker Koppo ist, bündelt Bassy auf "Léman" all seine musikalischen Erfahrungen.
Dem Leben den Soundtrack zum endlich herein gebrochenen Frühling zu liefern, gelingt Bassy rundum. Seine musikalische Sprache, in der Überliefertes und Neues einen gemeinsamen Ausdruck finden, klingt ausgereift und inspiriert. Mit "Léman" setzt Bassy seinen Weg als Künstler erfolgreich fort.
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