laut.de-Kritik
Sorgt für eine verfrühte Ejakulation.
Review von Robert FröweinDer gerade einmal achte Auftritt in der Bandgeschichte sei das Konzert beim prestigeträchtigen Bloodstock Festival 2010 in England, sagt Bloodbath Bandboss Mikael Åkerfeldt während des Livemitschnitts. Kein Wunder, denn mit den Hauptprojekten Opeth und Katatonia hat das Quintett ohnehin genug am Hut. Die Schweden haben sich in ihrer 13-jährigen Bandkarriere hauptsächlich im Studio als Fahnenhalter des traditionellen Old-School Death Metal skandinavischer Prägung gesehen. Tausende Briten wissen natürlich, was sie einer derart selten auftretenden Band schulden: hochgestreckte Pommesgabeln, Dauergebange und nicht enden wollende "Bloooodbaaaath"-Schreie haben sich die locker-lässig agierenden Todesmörtler auch wahrlich verdient.
So eine Live-DVD kann man ja grundsätzlich als unnötig ansehen, doch wenn Aufmachung und Material stimmen und stimmig sind, lassen sich die schwer verdienten Euronen auch in diese Richtung wertvoll anlegen. Mir liegt aber leider nur das 55-minütige Livekonzert vor. Die interessant klingenden Specials sollten das Kraut aber richtig fett machen. Auf der Endversion von "Bloodbath Over Bloodstock" finden sich noch fünf Songs vom 2008er Party San-Open Air, ausführliche Interviews mit den Bandmitgliedern aus Stockholm und ein saftiges Mediabook Package mit 16-seitigem Booklet. Da Bloodbath live aber so selten zu sehen sind, kann auch ein normaler Gig bedenkenlos genossen werden.
Bei Songs wie "Soul Evisceration" oder "Breeding Death" ist das auch nicht schwer. Stumpfe, aber gehirnzersägende Gitarrenriffs, morbid-grottiges Mikro-Grunzen und die herausragende Fellgerberei von Opeth-Stammdrummer Martin Axenrot sorgen bei jedem vernünftigen Hobby-Grabschaufler für eine verfrühte Ejakulation. Dazu erweist sich Frontmann Mikael Åkerfeldt einmal mehr als unumstößlicher "Master Of Coolness". Egal ob er im Publikum nach "Rich Bitches" für eine Backstage-Sause fragt, oder den Beginn von "Mass Strangulation" als "lächerlichstes Riff ever" bezeichnet, die Sympathien sind auf seiner Seite. Dazu sitzen Lederjacke und Pornobrille so fest, dass er samt seinem Mikro fast etwas statisch und hilflos wirkt.
Die Bloodbath-Member unterstreichen ihr Blut & Beuschel-Konzept auch optisch mit marginal aufgetragenem Zombie-Paint, dessen Wirkung in der gleißenden Sonne eines englischen Augusts aber eher wirkungslos verpufft. Die Songauswahl erstreckt sich über die gesamte Bandhistorie und wird einwandfrei und mit viel Spielfreude aufs Parkett gebracht. Im Gegensatz dazu ist die abgehackte MTV-Schnittoptik auf Dauer etwas anstrengend, die kühlen Farben des Materials sollen wohl Hand in Hand mit dem lyrischen Hintergrund laufen. Nichtsdestotrotz quetschen die Schweden ein einwandfreies Todes-Set aus ihren Instrumenten und werden dem passionierten Kuttenträger runter gehen wie Öl. Quasi Spiel, Spaß und Spannung – das Überraschungsei der Gruft.
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