laut.de-Kritik

Die vier adretten Jungs sind tatsächlich nicht mehr ganz unschuldig ...

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Die ersten Bilder: Eisige Nacht zwischen gleißendem Licht und unheimlichem Schatten. Dichte Nebelschwaden und scheinbar undurchdringliches Gestrüpp verwandeln einen Wald in ein surrealen Gefängnis, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Kamera wackelt und zittert. Zwielichte Gestalten durchforsten mit Taschenlampen und bellenden Wachhunden das Unterholz nach unseren vier Protagonisten.

Wer könnte den adretten Jungs von Blue denn nur ans Leder wollen? Das Bild friert der Reihe nach bei den Naheinstellungen der - trotz schweißtreibender Flucht perfekt gestylten - Bandmitglieder ein. Zuschauerkreischen und Spannung steigern sich ins schier Unerträgliche. Aha, wir sind hier auf einem Livekonzert.

Glücklicherweise haben die süßen Jungs das Leinwandintro unbeschadet überstanden. Der Vorhang öffnet sich, und aus dem blauen Dunst treten Antony, Duncan, Simon und Lee, um die 12.000 meist weiblichen Fans der Wembley-Arena einmal mehr ins Delirium zu singen. Als "spektakulärste Live Show" der Band preist die Verpackungsaufschrift der neuen DVD "Blue – Guilty: Live from Wembley" das zum Verkauf freigegebene Material. Welchen Verbrechens sich die Engländer schuldig gemacht haben, kann der Zuschauer und besser -Hörer wohl selbst entscheiden. Ganz gelogen sind vollmundigen Werbesprüche allerdings nicht.

Das aufwendige Bühnenbild, die akribisch einstudierten Performances, eine solide Lightshow und zahllose in Richtung Bühne fliegende Teddybären zeigen: Hier werden weder Kosten noch Mühen gescheut! Die netten Vorstadtjungs trällern dabei natürlich all die charterprobten Hits wie "All Rise" oder das aktuelle "Sorry Seems To Be The Hardest Word".

Selbst Michael Jackson darf sich - zumindest akustisch - mit Blue die Bühne teilen. In einem fast zehnminütigen Madley plündert die Boygroup das musikalische Repertoire des hilflosen King Of Pop, stilecht im Original-Outfit und Kostümwechsel inklusive. Beim Anblick des vereinten Ensembles in hautengen Hochwasserhosen, weißen Socken und roter Kunstlederjacke in der irgendwie verstörenden Adaption des Klassikers "Thriller", kann sich wohl kaum jemand ein Grinsen verkneifen. Zwischendurch wird in kurzen Einspielungen passend zum Titel die Geschichte der vier "Straftäter" bis zur (un-)erhofften Flucht erzählt.

Doch auch wenn der Spuk auf der Bühne nach rund 80 Minuten unter tosendem Beifall der Fans ein schnelles Ende findet, hält der Silberling noch so manche Überraschung bereit. Die frei zu wählende Kamera-Perspektive ermöglicht es, dem persönlichen Lieblings "Blue-Boy" bei einem Song auf Schritt und Tritt zu folgen. Umfassende "Hinter den Kulissen"-Beiträge, individuelle Interviews sowie zahlreiche Zusatzinformationen runden das Fanpaket ab, dessen Anschaffung sich trotz der üppigen Ausstattung allerdings nur für die treue Anhängerschaft lohnt.

Trackliste

  1. 1. Back To You
  2. 2. Fly By II
  3. 3. Guilty
  4. 4. Sorry Seems To Be The Hardest Word
  5. 5. Rock The Night
  6. 6. Bubblin’
  7. 7. If You Come Back
  8. 8. Breathe Easy
  9. 9. Alive
  10. 10. Michael Jackson Medley
  11. 11. U Make Me Wanna
  12. 12. When Summer's Gone
  13. 13. Taste It
  14. 14. All Rise
  15. 15. Too Close
  16. 16. One Love

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