laut.de-Kritik

Ice-Ts Blutdruck steigt, die Musik stagniert.

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Auch auf ihrem siebten Studioalbum "Carnivore" treten Body Count die Vordertür ein: "I'm done with the bullshit / I ain't fucking around anymore / And if you don't show up / I'm knocking on your front door." Feingeister verarbeiten ihre Wut vermutlich über andere Wege. Doch die Themen, die Ice-T erzürnen, sind zu ernst, um sie in clevere Gesellschaftskritik zu verpacken.

"Carnivore" heißt übersetzt Fleischfresser. Der Titelsong steht in der Tradition martialischer Metal-Texte. Doch in der Welt von Body Count fußen sie nicht auf Fantasy-Geschichten, sondern der Realität. Polizeigewalt, Black-on-Black-Crime, Krieg – die Menschen fressen sich gegenseitig auf. Grausamer als das echte Leben kann es nicht mehr werden.

Musikalisch haben Body Count die Erfolgsformel ihres modernen Meisterwerks "Bloodlust" nur in Nuancen verändert. Der Sound wirkt härter, Spielereien wurden zurückgeschraubt. Ausgedehnte Gitarrensolos wie in "Point The Finger" bleiben die Ausnahme. Stattdessen steht Ice-Ts gebrüllter Rap im Vordergrund. Selbst wer die Texte nicht versteht, spürt den Zorn.

"Keep us fighting amongst ourselves / While you accumulate all the wealth / White on black, black on white / Muslim hatred, it's all hype", versucht Ice-T die geistigen Brandstifter zu entlarven. Wen er damit konkret meint, verrät er ein paar Zeilen weiter: "Spread the terror, fear of war/ Billions spent on a fucking wall."

Während der Albumaufnahmen erfuhren Body Count vom Mord an Nipsey Hussle. Die Gruppe inspirierte der tragische Vorfall zum dramatischen "When I'm Gone". Begleitet von Sängerin Amy Lee ruft Ice-T zur Nächstenliebe auf. Gesang erscheint im Body-Count-Kontext überraschend. Zugänglichkeit ist jedoch auf der kompletten Platte zu spüren. Die Kehrverse sind simpel gestrickt und gehen ins Ohr. Hatebreeds Jamey Jasta steuert auf "Another Level" den vielleicht gefälligsten Refrain bei.

Zur Tradition gehört es, dass die Band pro Album ein Metal-Cover aufnimmt. Für "Bloodlust" bedienten sich die Kalifornier an "Raining In Blood" von Slayer. Auf "Carnivore" haben sie Motörheads "Ace Of Spades" eingespielt. Zudem kramte Ice-T in der eigenen Diskografie und pimpte "Colors" mit Schlagzeug und E-Gitarren auf.

"Carnivore" knallt genauso gut wie "Bloodlust". Der Überraschungseffekt bleibt allerdings aus. Zudem mangelt es der Platte an Fleisch. Fans erhalten nur 28 Minuten frische Musik. Die 13 Stücke enthalten drei Cover sowie zwei Live-Aufnahmen. Ihr "Master Of Puppets" – wie es Bassist Vincent Price im Interview mit laut.de behauptet hat – haben Body Count mit "Carnivore" nicht geschrieben.

Trackliste

  1. 1. Carnivore
  2. 2. Point The Finger (feat. Riley Gale)
  3. 3. Bum-Rush
  4. 4. Ace Of Spades
  5. 5. Another Level (feat. Jamey Jasta)
  6. 6. Colors
  7. 7. No Remorse
  8. 8. When I'm Gone (feat. Amy Lee)
  9. 9. Thee Critical Beatdown
  10. 10. The Hate Is Real
  11. 11. 6 In Tha Morning
  12. 12. No Lives Matter (Live)
  13. 13. Black Hoodie (Live)

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