laut.de-Kritik

Hamsterkäufe im Hardrock-Himmel.

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Die drängende Frage dieser Tage lautet: Wie wirkt Corona auf den Menschen? Nach zehn Dosen des entsprechenden Gebräus fällt das Fazit dieses Selbstversuchs ernüchternd aus. Daran ändert auch die zünftige Hintergrundbeschallung der neuen Bonfire Platte nicht wirklich etwas.

"Fistful Of Fire" lehnt sich nicht umsonst an den Topseller im Backkatalog "Fireworks" an. In Zeiten von Kurzarbeit malochen die Herren um Urgestein Hans Ziller fleißig am Fließband der musikalischen Ideen. Wo andere Bands sich auf ihren Lorbeeren fläzen, wuchten Bonfire bereit das vierte Album innerhalb von fünf Jahren in die Läden. Qualitativ bewegt sich das Quintett auf dem Niveau von "Branded" oder "Glörious".

Nach Jahren der fruchtbaren Liaison zwischen Ziller und Gründungsmitglied Claus Lessmann gehen die beiden seit 2015 getrennte Wege. Seit 2016 singt Alexx Stahl die melodischen Hymnen. Der Mann verfügt über einen Rock-kompatiblen Namen und die entsprechende Stimme in Anlehnung an Frontgnom Klaus Meine. Rage und Axxis-Drummer André Hilgers nimmt seit letztem Jahr auf dem Drumschemel Platz und sorgt für den Takt der Kapelle.

Whitesnake, Europe, Scorpions schimmern allerorten durch und scheinen unerreicht. Die Anlehnung an die Veteranen begünstigt das 'Killed By Friendly Fire'. Die Hamsterkäufe im Hardrock-Himmel machen Laune, gehen ins Ohr und auf der anderen Seite wieder raus.

"Warrior" leiht Sound und Refrain bei Bon Jovis "Living On A Prayer". "Fire Etude" ist eine lockere Tapping- und Legato-Übung für angehende Flitzefinger im Stile Eddie Van Halens oder in der Tradition des neoklassischen Genudels von Ferraristi Yngwie Malmsteen. Die Ballade "When An Old Man Cries" findet der Fan in zweifacher Form: als elektrifizierte Schunkel-Schmonzette und als akustische Lagerfeuer-Romanze zum Platten-Ausklang.

Viele Songs glänzen mit klassisch-knochentrockenen Riffs der Marke Accept. Doch den Einfluss der Solinger Stahlschmiede trüben einige cheesy-klingende Synthies, die einfach nicht ins Klangbild passen.

"Rock'N'Roll Survivors" lautet die Losung dieser Tage. Um die Rente in naher Zukunft genießen zu können, heißt es, Haare schütteln im Home Office. Der Titeltrack oder der Opener "Gotta Get Away" sind für Fans wahre Freudenfeuer, für den Rest hingegen so vergänglich wie der Rauch einer Social Distancing-Kippe aufm Balkon. Zum frische Luft schnappen taugt die Mucke allemal.

Trackliste

  1. 1. The Joker
  2. 2. Gotta Get Away
  3. 3. The Devil Made Me Do It
  4. 4. Ride The Blade
  5. 5. When An Old Man Cries
  6. 6. Rock'N'Roll Survivors
  7. 7. Fire And Ice
  8. 8. Warrior
  9. 9. Fire Etude
  10. 10. Breaking Out
  11. 11. Fistful Of Fire
  12. 12. The Surge
  13. 13. Gloryland
  14. 14. When An Old Man Cries (Acoustic Version)

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