laut.de-Kritik
Wo ist der Biss, der Bosca einst ausgemacht hat?
Review von David Baldysiak"Es wird wieder Zeit für ein paar Jabs auf eure Ohren/ Es wird wieder Zeit für ein paar echte Emotionen" rappt Bosca mit typisch drückender Stimme zum Eingang auf "Riot". Das Intro verspricht also viel, die Platte hält leider wenig.
Für clevere Lines oder humorvolle Texte war Bosca noch nie bekannt. Was den Reiz des 'Freunde von Niemand'-Schützlings ausgemacht hat, waren immer die Atmosphäre und die Bilder, die er evoziert hat. Man fand sich zwischen den Straßen Frankfurts und Bengalos im Eintrachtblock wieder. Wenn man sich drauf einließ, konnte man damit durchaus Spaß haben.
Auf "Riot" findet sich allerdings keine Atmosphäre, kein Lebensgefühl, dem man sich hingeben möchte, wenn auch nur für die Länge eines Tracks. Und vor allem fehlt der Biss, der Bosca einst ausgemacht hat. Das ganze Album ist komplett berechenbar: setzen die Streicher ("AKF") oder das Piano ("Outro / Alles Schein") ein weiß man sofort: jetzt soll es deep werden. Wirklich tiefgründig geht es dabei allerdings nie zu, sondern es wird ein ums andere Mal ein inhaltsleerer Pathos bemüht: "Manchmal bin ich einsam, und würd' gern mehr freie Zeit haben, denn Momente die kommen sind so groß, aber leider nicht greifbar". Was soll das überhaupt heißen? Die meisten anderen Beats sind 0815-Synthie-Produktionen, die so weichgespült klingen, dass man einige davon wahrscheinlich für Mark Forster-Alben oder ähnlichen Schund wiederverwerten könnte.
Inhaltlich ist auf Riot so gut wie gar nichts los. Auffällig ist, dass Bosca sich immer wieder an irgendwelchen Poesiealbum-Sprüchen vergreift: wenn das Leben Zitronen gibt? "Stell Havanna, ne Cola und Eis kalt." oder "Unsere Zeit ist nicht unbegrenzt, dass du machst, was du liebst ist die Grundessenz" auf "Anders". "Sag warum ist das Gras auf der ander'n Seite immer grüner als hier, ey ey, bei mir" auf "Achterbahn" (kommt zwar von Kumpel Face, müsste Bosca seinem Gast aber auch verbieten, wenn er ein wenig Anspruch an die eigene Platte hätte) und natürlich die unsäglichste Deutschrap-Plattitüde von allen: "Erstens wird es anders kommen und zweitens als man denkt." auf "AKF".
Man hat das Gefühl, dieses Album ist eigentlich nur erschienen, weil es eben mal wieder Zeit für ein Album war. Nichts von dem was hier erzählt wird ist irgendwie von Relevanz. Den ein oder anderen Moment, bei dem die gute alte Bosca-Stimmung wieder aufkommt gibt es aber doch: Das Intro "Alle Spots auf mich" ist ein wirklich solider Einstieg. Der Titeltrack "Riot" ist tatsächlich energiegeladen und dynamisch. Bosca erinnert hier in der Hook an Casper wie man ihn am liebsten hört. Zu diesem Track kann man auf jeden Fall in die Arena marschieren.
Auf "Wieder auf Krawall" zeigt zumindest Labelboss Vega wie es gehen kann. Leider liefert Bosca gerade auf diesem Track seinen schlechtesten Part ab und verdeutlicht damit noch einmal, was man sich über die gesamte Spielzeit des Albums denkt: es fehlt der Flavour.
3 Kommentare
3/5 finde es unterhaltsam wenn auch auch ohne ganz große Highlights
Besser als der Vorgänger. Find ich gut. 3/5 wäre OK
also eher nicht lecker?