laut.de-Kritik
Nachwuchs-Schwerenöter säuselt Liebeserklärungen.
Review von Alexander EngelenNa, was gemerkt? Genau, Lil Bow Wow hat sich von seinem schmälernden Attribut Lil getrennt und will fortan unter Bow Wow die Alt-Stars der Rap-Szene das Fürchten lehren. Ich vermute dahinter einen klugen Schachzug. An seinem Alter kann es nicht liegen. Denn mittlerweile 16 Jahre alt, ist Bow Wow sicher noch nicht ausgewachsen. Vielmehr hat sich die Anzahl der Lils in der Rap-Landschaft so vervielfacht, dass akute Verwechslungsgefahr auf diesem Sektor herrschte.
Natürlich will ich dem kleinen Rapper auch nicht unterstellen, dass er ein Problem mit seinem Alter hat. Die Bestätigung hierfür bekommt man schließlich gleich auf dem Track ''Eighteen''. Erwartungsschwanger trällert Bow Wow hier ''I can't wait until I'm eighteen.'' Da ist es nicht verwunderlich, dass er von seinen Träumen erzählt, was er alles so machen würde, wenn er die magische Alters-Grenze überschritten hat.
Dass er in seinem Heimatland mit 18 zwar noch immer nicht seine eigenen Songs in einem Club anhören kann, scheint der Jüngling vergessen zu haben. Oder es ist ihm egal, denn wichtig für ihn ist, dass er dann ohne Probleme die neue Snoop Dogg-Platte mit Altersbeschränkung kaufen kann. Snoop hat es ihm sowieso angetan. Das äußert sich vorwiegend darin, dass er versucht die von Snoop erfundene Izzle-Sprache zu adaptieren. So kann man des öfteren dem Bow Wowizzle bei mehrfachen ''For Shizzles'' zuhören. Diese Izzles machen aber auf den Produktionen eine wirklich gute Figur. Was eher an den Instrumentals liegen kann. Denn hier fährt der Youngster auf der ganz großen Schiene.
Das Intro von Swiss Beatz bringt den Kleinen sogar dazu, den Ober-Dog DMX nachzuahmen. Des weiteren konnte er auch die allgegenwärtigen Neptunes für sich gewinnen. Die wollten es nicht bei einem Track belassen und steuerten gleich drei Instrumentals bei. Jeweils keine großen Überraschungen, aber gewohnte Qualität von Chad und Pharell aus den Tiefen des Neptunes-Ozeans. Eine Down-South-Pranke (''Let's Get Down'') gibt es nur für das Protokoll, und auch die mediterranen Gitarren mit dezent pumpenden Synthies bei ''I Can't Lose'' klingen mehr nach Pflichtprogramm als nach künstlerischer Eigeninitiative. Trotzdem kann Bow Wow im großen und ganzen nach Stimmbruch und Wachstumsschüben bei seinen Raps Pluspunkte sammeln. Er klingt zwar etwa überheblich aber stets frisch und entspannt. Was die Texte angeht, sind das eben die Themen, die einen Sechzehnjährigen interessieren.
An dem weiblichen Geschlecht hat der kleine Nachwuchs-Schwerenöter seinen größte Leidenschaft gefunden. Mit zweimaliger Unterstützung von den R'n'B-Band Jagged Edge säuselt er massig Liebeserklärung an all die kleinen Ladys. Einzig bei Bow Wows Bezeichnungen für seine Angebetenen kommt man durcheinander. Denn seine kleinen Traumfrauen heißen ''Mommas'', aber das schnulzige ''To My Mama'' gilt allein seiner Frau Mutter. Den ersten Schritt vom Kinderstar zum ernstzunehmenden Rapper, hat er aber auf jeden Fall gemacht.
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