laut.de-Kritik

Wolkenverhangen, dunkel, verführerisch.

Review von

Wer zu Depressionen neigt, sich ab und an lustige Muster in die Haut ritzt oder ähnlichen Unsinn anstellt, sollte einen weiten Bogen um dieses Album machen. War das Solodebüt des ehemaligen Suede- und The Tears-Sängers schon sehr introvertiert und reduziert, treibt er es nun auf die Spitze und liefert ein zutiefst melancholisches Werk ab, das einen an manch grauem Herbsttag verdammt weit runter ziehen kann.

In einem nahezu biblischen Zeitraum von sieben Tagen wurde das Album aufgenommen und abgemischt. Außer Brett, der nicht nur singt, sondern erneut auch Gitarren und Klavier bedient, sind nur noch Cellistin Amy Langley und die Sängerin und Schauspielerin Emmanuelle Seigner zu hören. Diese unterstützt Brett bei der ersten Single "Back To You" und harmoniert mit ihrer dunklen, verführerischen Stimme hervorragend mit dem Briten.

Noch melancholischer als der Cave/Minogue-Klassiker "Where The Wild Roses Grow" führt einen die Nummer durch ungesunde Beziehungen und leere Versprechungen. Sujets, die bekannter kaum sein könnten. Neben dieser emotionalen Selbstgeißelung bietet "Wilderness" noch acht weitere Songs auf, die zu keiner Zeit auch nur ansatzweise einen musikalischen Sonnenstrahl durch das wolkenverhangene London lassen.

Einzige Ausnahme ist der Song "Blessed", der tatsächlich sowas wie Hoffnung oder positive Gefühle aufkommen lässt. Anderson nimmt einen mit auf eine ruhige, besinnliche Reise, die man sich vielleicht am besten mit einem Whiskey in einem bequemen Sessel anhört, dabei die Füße hochlegt und sich dem ein oder anderen Schmerz einfach hingibt.

Neben dem allgegenwärtigen Cello von Amy konzentriert sich Brett weitgehend auf das Klavier als begleitendes und tonangebendes Instrument. Die Gitarre kommt bei den meisten Songs nur gelegentlich zum Einsatz. Ausnahmen sind "Clowns", das rhythmisch leicht an "Golden Brown" der Stranglers erinnert und das mit einem Mantra-ähnlichen Singsang im Hintergrund versehene "Funeral Mantra". Und trotzdem: Ist man mit diesen Songs alleine, findet man vielleicht Seiten an sich, die einem nicht unbedingt gefallen.

Trackliste

  1. 1. A Different Place
  2. 2. The Empress
  3. 3. Clowns
  4. 4. Chinese Whispers
  5. 5. Blessed
  6. 6. Funeral Mantra
  7. 7. Back To You
  8. 8. Knife Edge
  9. 9. P.Marius

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