laut.de-Kritik
Setzers Big Band-Maschine lässt live mächtig Dampf ab.
Review von Daniel StraubEs gab Zeiten, da standen die angesehendsten Musiker vielköpfigen Orchestern vor und schwangen den Taktstock unerbittlich auf und nieder. Eine solche Vorstellung wirkt heute wie ein nostalgischer Blick zurück durch das Fernrohr der Zeit. Vor diesem Hintergrund hebt sich die erstaunliche Karriere eines von Kopf bis Fuß tätowierten Rockabillys aus New York City um so greller ab. Brian Setzer schart 1992 in Los Angeles 17 Musiker um sich und gründet seine eigene Big Band, mit der er es in den Jahren darauf bis zu Grammy-Ehren bringt.
Mit der opulenten Doppel-Live-CD "The Ultimate Collection" fängt Setzer etwas von der mitreißenden Energie der Liveauftritte seiner Big Band ein und zieht im dazugehörigen knapp dreißigseitigen Booklet Zwischenbilanz nach zwölf Jahren Brian Setzer Orchestra. Drei Grammys begleiteten den unerwarteten Erfolg von Setzer und seinen 17 Bandmitgliedern und verhalfen ihnen in der Folge zu Konzertreisen um den gesamten Globus.
1995 machte das Brian Setzer Orchestra mit seinem selbstbetitelten Debütalbum im kanadischen Montreal Station und bliesen den Besuchern des Jazz Festival ordentlich die Ohren durch. Die 15 Songs des ersten Silberlings rocken von der ersten bis zur letzten Minute. Sie fangen die Band zu einem Zeitpunkt ein, an dem sie bis unter die Haarspitzen voll Energie steckt. Da muss Dampf abgelassen werden, egal ob mit Rockabilly-Nummern wie dem Carl Perkins-Cover "Your True Love" oder der alten Stray Cats Htsingle "Rock This Town".
Gegen die rohe Schönheit dieses Konzertmitschnitts kommt die zweite CD, aufgenommen im Jahr 1999 in Japan, nicht an. Das Brian Setzer Orchestra hat sich in der Zwischenzeit vom belächelten Exoten zum lorbeerumrankten Topseller hochgespielt. Mit mittlerweile dutzenden Edelmetallauszeichnungen für millionenfach verkaufte Longplayer weltweit wirken denn Setzer und seine Band im Rücken beim Japan-Gig deutlich routinierter, als noch bei ihrem Konzert in Montreal.
Langeweile kommt deswegen aber längst nicht auf. Auch sauber gespielt bringen die Songs des Brian Setzer Orchestra noch jeden Arsch zum Wackeln. Eine Songauswahl, die mit nur einer Überschneidung auskommt, macht "The Ultimate Collection" zu einem abwechslungsreichen Rock'n'Roll-Paket, bei dem nicht nur die Die-Hard-Fanfraktion auf ihre Kosten kommt. Von den Livequalitäten Brian Setzers kann man sich dieser Tage bei uns überzeugen. Mit seiner alten Rockabilly-Formation Stray Cats tourt er durch Deutschland und wird bei noch zwei Konzerten die Hüften kreisen lassen.
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