laut.de-Kritik
Geschmacksneutrale Vocals garnieren Beats und Effekte.
Review von Kai ButterweckEs war eine dieser vollmundigen Ankündigungen, die standardmäßig in den Äther gepustet werden, wenn Künstler sich über ihr aktuelles Werk auslassen. Britney Spears "wollte ein heftiges Dance-Album machen, bei dem dich jeder Song dazu bringt, aufzustehen und dich zu bewegen", erklärte die mittlerweile 29-Jährige über "Femme Fatale". Misst man diesen Satz an dem gehörten Material, zweifelt man entweder an seiner eigenen Wahrnehmung, oder an der von Miss Spears.
Wenn man sich die Liste derer anschaut, die, abgesehen von der Stimme Britneys, so ziemlich für alles verantwortlich sind, was ein Album ausmacht, dann runzelt man schon beim Beginn des Satzes die Stirn, denn korrekt müsste es wohl heißen: "Wir wollten" oder noch zutreffender "Die Verantwortlichen wollten". Die Credits auf "Femme Fatale" gehen bis auf die Vocals so komplett an der jungen Dame vorbei, dass man froh ist über den Head-Shot auf dem Cover, denn die größtenteils mit überladenen Effekten garnierte Stimme der Südstaatlerin dient nur bedingt als Erkennungsmerkmal.
Die musikalische Ausrichtung "heftiges Dance-Album" deckt sich mit Abstrichen schon eher mit dem Gehörten. Das komplette Album hält in etwa die bpm-Ansprüche, die jeder zweitklassige Dance-Club voraussetzt, um die zahlenden Gäste nicht schon vor Mitternacht zu verlieren. Das Problem ist, dass es Songs wie "Till The World Ends", "I Wanna Go" oder auch "Trouble For me" an Seele fehlt. Das mag platt klingen, ist aber unterm Strich das, was gerade ein Dance-Song mit am nötigsten hat, um neben der stumpfen Tanzbarkeit auch künstlerisch zu überzeugen.
"Inside Out" und "How I Roll" versprühen mit ihren Beats noch am ehesten den Charme einer durchzechten Techno-Pop-Club-Nacht und bilden mit "Gasoline", dem Lied, das als einziges ein durchdachtes Songwriting aufweist, die spärlichen Höhepunkte auf "Femme Fatale". Bei den verbleibenden neun Tracks werden wahllos Beats, Effekte und sonstiger technischer Firlefanz in einen Topf geworfen, geschmacksneutral mit Britneys Stimme garniert und so lange gekocht, bis auch der letzte Faden Struktur am Deckelrand verdunstet.
Weiterhin enttäuscht, dass sich nicht eine einzige Melodie im Gehörgang festsetzt, ein Merkmal, das zumindest in den Anfangstagen von Britney Spears für das eine oder andere Mitsummen im stillen Kämmerlein gesorgt hat. Wenn es ganzer drei Jahre bedurfte, um ein Album dieser Qualität für jemanden mit einem derart hohen Standing wie Britney Spears zu kreieren, dann kann man nur hoffen, dass sich vor ihrem vierzigsten Geburtstag kein weiteres Material ankündigt.
21 Kommentare
2 Punkte ... Schockierend ... Aber natürlich rein auf die Musik bezogen, da bin ich mir ganz sicher ...
Langweilige Kritik; diese ist um Längen besser:
http://blog.zeit.de/tontraeger/2011/03/25/…
@ZombieGigolo (« Langweilige Kritik; diese ist um Längen besser:
http://blog.zeit.de/tontraeger/2011/03/25/… »):
Ähm. Nein.
Zumindest für mich nicht.
Britney ist für mich nicht "wie eine längst vergessen geglaubte Schulfreundin, die plötzlich in der Tür steht". Ich finde das Album auch nicht "verrucht", noch fand ich, dass "I'm A Slave 4 U" den "schwülen Sex eines Geniestreichs" hatte.
Bis auf den Totalausfall "Big Fat Bass" mit Will.i.am wirklich ein gutes Album, war wirklich überrascht. Hatte schlechteres Erwartet.
Ja, ne, doch - es gibt ein paar Lichtblicke und viel elektronische Einfallslosigkeit.
2 Punkte sind total gerechtfertigt
Britney ist ja vorwiegend für ihre Dance Songs bekommt und "Femme Fatale" bietet sie (fast) ausschliesslich solche Songs. Bis auf "Trip To Your Heart" (eine Elektro-Ballade), "Criminal" (die 4. Single und der einzige nicht elektrolastige Song) und "He About To Lose Me" (Mid-Tempo Song mit unbearbeiteter Stimme). Das Album ist echt gut für den Sommer geeignet und ausser "Trip To Your Heart" gefallen mir alle Songs.
Favoriten: Till The World Ends, Hold It Against Me, Inside Out, I Wanna Go, How I Roll, (Drop Dead) Beautiful, Gasoline, Criminal, He About To Lose Me, Selfish & Don't Keep Me Waiting. (Ausserdem Scary der ist aber leider nur auf der Japan Version obwohl es wahrscheinlich der beste Song des Albums ist).