laut.de-Kritik
Reifes Songwriting mit melancholischer Tendenz.
Review von Martin LeuteDass Schweden nicht nur Indierockbands hervorbringt, sondern auch zu leiseren Tönen tendierende Singer/Songwriter, weiß man nicht erst seit Kristofer Aström, José González, Ane Brun oder Anna Ternheim. Mit Britta Persson drängt nun eine weitere junge Schwedin nach vorne und macht mit ihrem Debüt auf sich aufmerksam.
Zwar prägen dunklere Klangfarben "Top Quality Bones And A Little Terrorist", von Trostlosigkeit kann aber nicht die Rede sein. Vielmehr von einer Melancholie, die die Reflexion über die Unzulänglichkeiten menschlicher Zweierbeziehungen mit sich bringt. Desillusionieren lässt sich Britta Persson davon nicht, aber sie zieht daraus ihre Schlüsse.
"Winter Tour" eröffnet das Album mit flott geschlagener Akustikgitarre, ehe Persson mit tollem Gesang - der in diesem Track an Rickie Lee Jones erinnert - und einer luftigen Melodie einsteigt. "The music that we're listening to, it is still my favourite music", singt sie, um anschließend einem lässigen Ah Ah Ah-Refrain anzustimmen, unterlegt von einigen Pianoanschlägen und weichen Percussions.
Diesem beeindruckenden Beginn folgt mit "This Spring" eine diesmal auch mit Streichern instrumentierte Nummer mit dramatischem Melodiebogen, den sie mit ihrer ergreifenden Stimme emotional auflädt. Harmonische Klavierakkorde strukturieren "Low Or Wine". Der Gesang dringt nur noch ganz dezent vernehmbar durch. In "Oh How Wrong" bahnt sich Persson langsam zur Akustikgitarre ihren Weg, als ob sie die Traurigkeit, die hinter ihren Worten liegt, direkt greifen möchte.
Das kurze "You Are Not My Boyfriend" überrascht dann mit einem harten Beat, repetitivem Fingerpicking und aufbegehrendem Gesang, während "Finger Is Up" wieder zur gezupften Akustischen in der Ruhe schwelgt und eine wunderbare Melodielinie entfaltet. Ein Akkordeon untermalt anschließend wärmend "Bellamy Straat Straat", in dem Persson atemlose Stimmkapriolen vollführt.
In "Bummer Summer" wirkt Kristofer Aström als Duettpartner mit. Die zweistimmig intonierten Strophen erinnern an die hypnotischen Songs der Slowcore-Band Low, die Persson zuvor in "Low Or Wine" besungen hat. Der Refrain findet dann mit jeweils einzeln gesungenen Passagen wieder zur Heiterkeit.
Das Album endet mit dem sehr leisen "Train Song" und einem hingetröpfeltem Gitarrenspiel, zu dem Persson ihre Gesangskunst vollends zur Geltung bringt. Mit den versöhnlichen Zeilen "I am so damn fortunate and I'm going to stay like that" klingt das Werk aus.
Britta Persson drängt sich nicht lauthals auf. Es sind die kleinen, fein nuancierten Inszenierungen, ob instrumental oder gesanglich, die ihre reifen Kompositionen, die ein Gestus der Bescheidenheit durchzieht, Charme und Zeitlosigkeit verleihen.
1 Kommentar
Hör' gerade den ersten Titel "Winter Tour" von einem aktuellen Musikzeitschriften-Sampler. Gefällt mir sehr! Irgendwelche Meinungen hier zum Album? Die Laut-Review ist ja durchweg positiv und liest sich überhaupt eher wie die zu einer 4-Sterne-Platte.