laut.de-Kritik
Ein Punkrock-Sommer, der sich gewaschen hat.
Review von Kai ButterweckNach einer knapp zweijährigen Konzert-Zwangspause sprangen sie in diesem Jahr endlich alle wieder auf die Bretter, die die Welt bedeuten: Bands und Musiker aus allen Genres und allen Ecken des Landes. Auch die Broilers aus Düsseldorf konnten es kaum erwarten, endlich wieder mit ihren Fans zu feiern. Gemeinsam mit der lautstarken Anhängerschaft verlebte man unvergessliche Abende bei Rock am Ring, in der Berliner Waldbühne und beim bis dato größten Konzert der Bandgeschichte im Stadion von Essen.
Kurz vor dem Weihnachtsfest holen die Broilers den fesselnden Live-Vibe des Sommers noch einmal zurück in die warmen Stuben. Auf ihrem zweiten Live-Album "Puro Amor Live Tapes" zelebrieren die Düsseldorfer das, was bei jeder Band am Ende des Tages im Fokus stehen sollte: das Konzert – und zwar mit allem Drum und Dran.
Schon der Beginn des großen Ganzen treibt jedem Fan der Band einen Gänsehautschauer über den Rücken. Ein paar akustische Akkorde zur Einstimmung, drei "Ohoho"-Chöre aus dem Backstagebereich, und dann nichts wie raus auf die Bühne, wo die Massen es kaum erwarten können. Sekunden später fliegen einem auch schon die rockigen Takte des Klassikers "Zurück Zum Beton" um die Ohren. Der Sound kommt fett, die Band spielt tight, und auch gesanglich gibt es nichts zu nörgeln.
Zwischen den Songs beweist Frontmann Sami immer wieder, dass er ein gutes Gespür für die richtigen Themen zur richtigen Zeit hat. Mal bittet er um Achtsamkeit vor der Bühne, mal fordert er die Massen zur Ekstase auf und mal sendet er ein paar Grüße in Richtung Himmelszelt. So wohlwollend die Ansagen beklatscht werden, so enthusiastisch feiert die Menge auch die Musik. Mit einer Tracklist, die den kompletten Live-Sommer der Band einfängt, treffen die Broilers bei all jenen, die auf ihren ganz persönlich ausgewählten Konzerten vielleicht den einen oder anderen Song vermisst haben voll ins Schwarze.
Die Broilers bieten die volle Palette. Es gibt Hymnen für den perfekten Choreografie-Moment ("Meine Familie", "Tanzt Du Noch Einmal Mit Mir?", "Die Beste Aller Zeiten"), Ska-Punk-Highlights mit sattem Bläsereinsatz ("Schwer Verliebter Hooligan", "Harter Weg", "Lofi") und handzahm vorgetragene Melancholie zum durchatmen ("Wie Weit Wir Gehen"). Was im Sommer die Massen bewegte, begeistert auch den einzelnen Hörer im trauten Heim. Satte dreißig Mal geben die Broilers wahlweise punkig rockend oder emotional und ergreifend Vollgas. Da jubelt der Fan der ersten Stunde am Ende genauso laut wie der Neueinsteiger.
3 Kommentare mit 9 Antworten
Außer Blume hat die Band nichts zu bieten. Gewaschene Punks, wie aufregend, aber eher wohl Langeweile mit ein bisschen rockabilly Faible und einer heimlichen Leidenschaft Star Wars Figuren zu sammeln.
Irgendwie kenne ich zu viele Leute, die das hier zwar gut finden, gleichzeitig aber auch Freiwild und Onkelz hören. Die Broilers positionieren sich zwar doch sehr eindeutig entgegen dieser stumpfen Deppen, aber irgendwie scheint dass diese stumpfen Deppen nicht zu stören.
Das ist dann aber das Problem der stumpfen Deppen.
Ansonsten gilt halt die alte Regel: Wenn du als Punkband mehr als 500 Leute ziehst, kommen unweigerlich auch Idioten.
Bin bei Dudebro. Auch linker Deutschrock ist halt immer noch Deutschrock.
Ich wage die steile These, dass bei Punkkonzerten mit weniger als 500 Besuchern mindestens ein Idiot zugegen ist.
Die Broilers würde ich nicht unter "Deutschrock" einordnen. Dazu ist deren Sound (inzwischen) zu abwechslungsreich, und die Texte zu unpathetisch.
genau, ausserdem zählen sie nichtmal zur grauzone.
@Brofi: stimmt definitiv für jedes, dass du besucht hast :+1:
Zitat Sammy Amara in einem Interview zum Album "Noir":
"Richtig, ich mag Stephan Weidner als Menschen, und glaub‘ mir, ich habe mich dagegen gewehrt ihn zu mögen. Man darf nicht vergessen, dass die BÖHSEN ONKELZ mit ‚Deutschland im Herbst‘ einen der wichtigsten Anti-Nazi-Songs überhaupt geschrieben haben. Außerdem hat die Band ein riesiges Potenzial, Jugendliche davon abzubringen rechts zu sein oder rechts zu werden. Was sollen Campino oder ich diesen Kids erzählen?
Die bezeichnen uns doch mit diesem grauenhaften Wort ‚Gutmenschen‘. Wenn Stephan Weidner oder die BÖHSEN ONKELZ denen aber etwas sagen, dann hören sie zu, weil diese Band in den Köpfen dieser Leute ankommt. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich mir immer gewünscht, dass sie sich wieder zusammen tun. Nicht, weil ich zu deren Musik abgehen will, sondern weil ich will, dass sie endlich dieses Vakuum schließen, dass durch die Auflösung der BÖHSEN ONKELZ entstand."
Stimmt, eindeutige Distanzierung.
@User12345: Keine Distanzierung sondern vielleicht einfach gesunder Menschenverstand der vielen "Hardcore-Punks" abgeht die bei allem "dagegen" nur um des dagegensein willens schreien. Kein Mensch braucht irgendwelche "Band-Kriege", das war bei Onkelz vs. Hosen damals schon lächerlich.
Lasst doch jeden hören was er will! Ich war dieses Jahr auf drei Broilers- und drei Onkelz-Konzerten. Und ich fand alle 6 geil. Und jetzt? War ich bei irgendeinem fehl am Platz? Ich glaube nicht. Wer nur in Schubladen, Genres und Ideologien denkt ist bemitleidenswert eingeschränkt.
@mpr: Ich wollte mit dem Zitat lediglich das Gefasel von Dudebro widerlegen. Dir gebe ich grundsätzlich recht.
Broilers ist einfach schlechte Musik. Vor allem diese skillose Jaulgesang.