laut.de-Kritik
Ein Jazz-meets-Flamenco-Meisterwerk.
Review von Kai ButterweckBuikas mittlerweile achtes Album beginnt mit entspanntem Piano-Jazz. Doch kaum macht es sich der Hörer in der Waagerechten gemütlich, sorgen plötzlich eingestreute lateinamerikanische Rhythmen für erste Zuckungen in den Beinen. Da ist sie wieder – diese lebensfrohe Symbiose aus verspieltem Klingklang und kaffebraunem Groove, mit der die gebürtige Mallorquinerin bereits seit 2005 für Aufsehen sorgt.
Im Verbund mit organischen Handclaps, virtuos gezupften Flamenco-Gitarren und Berg- und Talfahrt-Percussions, präsentiert sich das rauchige Olé-Organ der Sängerin abermals als himmlisch phrasierender Wegweiser durch Welten fernab von aufgesetztem Protz und überstrapazierter Perfektion.
In Buikas Musik steckt das wahre Leben. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Wahl-Amerikanerin Songs von Ernesto Lecuona ("Siboney"), Dino Ramos ("La Nave Del Olvido") oder Billie Holiday ("Don't Explain") neu interpretiert oder das eigene Dasein besingt ("Sueno Con Ella", "La Noche Mas Larga"). Genug Platz für aufwühlende Emotionen findet sich überall.
Und genau hier macht Buika den Unterschied, denn während viele Kolleginnen auf viel zu hohen High Heels durch südamerikanische Gefühlswelten stolpern, verlässt sich Buika voll und ganz auf solides Handwerk. Eingestreute Dancehall-Beats und neuzeitliche Synthie-Flächen, mit denen die Konkurrenz nur zu gerne in Mainstream-Gefilde vorzudringen versucht, sind Buika ebenso fremd wie der Featuring-Hinz-und-Kunz-Button.
Das Ergebnis ist wahrer Herzschmerz, nicht zu erschütternde Hoffnung und vollkommenes Glück im Beisein von erdigen und authentischen Sound-Vibes, ohne dass dabei die Moderne zu kurz kommt. Denn trotz des Einsatzes diverser Urzeit-Instrumente gelingt Buika ein Jazz-verliebtes Ganzes, das zu keiner Zeit elitär oder antiquiert klingt. Hier präsentiert sich ein knapp einstündiges Jazz-meets-Flamenco-Meisterwerk, ganz ohne Filler. Darauf eine Habano und ein süffiger Pan con lechón!
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