laut.de-Kritik
Zeigt wie Eminem die Schattenseite des amerikanischen Traumes.
Review von Stefan JohannesbergWenn ein Eminem meint, in seinen Raps die Schattenseiten der amerikanischen Gesellschaft wider zu spiegeln, dann setzt der US-Emcee Cage erst recht einen stinkenden Scheißhaufen auf das Land der unbegrenzten (Un-)Möglichkeiten. Das Mitglied der Smut Peddlers kommt aber im Gegensatz zu seinem Lieblingsfeind Slim Shady ohne jeglichen MTV-Mass Appeal aus. "Bad no planes flew into MTV/I'll never get an platinum plaque for mp3s/bein black balled by a white emcee/I guess that faggot found the right MD." ("Escape To 88")
Cage reißt da lieber mit verstörender Selbsterkenntnis der weißen US-Fratze die Maske vom Gesicht und stellt die vordergründig moralische Zivilisation als schmutziges, unmenschliches Gebilde bloß. Neben dem Coverartwork, dass an den genialen John Carpenter-Film "Sie leben" erinnert, versucht er dies vor allem durch provokante, lyrische Rollenspiele zu untermauern, in denen er mal seinen prügelnden Stiefvater massakriert ("The Soundtrack") oder als "Crowd Killer" unterwegs ist, um danach stümperhaft am Selbstmord zu scheitern ("A Suicidal Failure").
Unterlegt werden die sarkastischen Storys von pumpenden Eastcoast-Beats der feinsten Hip Hop-Produzenten des New Yorker Underground. Das dramatische "Agent Orange" von Necro aus der Non Phixion-Posse kennt der geneigte Fan schon vom High & Mighty-Album. El-P groovt dagegen gewohnt chaotisch-kratzig auf "Holdin A Jar 2", und RJD2 überrascht mit Mobb Deep-Sound und Filmmusik-Sample. Hier erzählt Cage übrigens kongenial zum angesprochenen Beat, wie er bekifft vor dem Fernseher einpennt und im Traum Opfer eines Mafia-Killers wird.
Den Löwenanteil aber nimmt DJ Mighty Mi mit zehn Stücken für sich in Anspruch. Höhepunkt seines Schaffens sind eindeutig die bombastischen Tracks "Unlike Tower 1" und das erwähnte "A Crowd Killer". Besonders letzterer sorgt dank Kate Bush-Violinen (aus deren "Cloudbusting"-Lied) für heftiges Kopfnicken. Und obwohl Cage in diversen Hooks arg nach Eminem klingt, lässt er sich mit der Zeile "... a suicidal failure like shadys ex-wife..." zu guter Letzt doch noch zu einem direkten Seitenhieb auf den Detroiter Blondschopf hinreißen.
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