laut.de-Kritik
Die 90er Alternative-Kings kehren zurück zu alter Stärke.
Review von Andreas DittmannDie Zweifel waren berechtigt. Ein neues Cake-Album? Ob das wirklich gut wird? Der Vorgänger "Pressure Chief" aus dem Jahr 2004 stellte schließlich den bisherigen Tiefpunkt in Cakes Diskographie dar. Die B-Sides-and-Rarities-Platte von 2007 zündete ebenfalls null. Was man von "Showroom Of Compassion" zum Glück nicht behaupten kann.
Schon die ersten Sekunden des Openers "Federal Funding" lassen den Rezensenten erlöst lächeln. Da ist sie wieder, die berühmte Cake-Gitarre, die staubige Verstärker wahlweise mit Country- oder Surfer-Rock füttert. Sobald dann John McCrea mit seiner unaufgeregten, fast schon gelangweilten Stimme anfängt zu singen, Vincent DiFiores Trompete und Keyboard einsetzt und Gabriel Nelson entspannt seine Basslines groovet, ist die Welt in Ordnung. "Showroom Of Compassion" klingt so wie ein Cake-Album klingen muss.
Das Quartett aus Sacramento geht wieder einen Schritt zurück in Richtung "Comfort Eagle". Die Synthie- und Keyboardsounds des direkten Vorgängers haben sie weitgehend über Bord geworfen. Das was davon übrig geblieben ist, stört nicht. Im Gegenteil, jetzt ergeben die Keyboard-Parts wieder Sinn, fügen sich wunderbar in den Soundkörper ein und ergänzen an den richtigen Stellen.
Die Texte sind wie immer deprimiert, ironisch und lakonisch. "I'm an unkown individual", jammert John McCrea in "Bound Away", einem ruhigen Country-Walzer, inklusive Pedal-Steel-Gitarre und Trompeten-Solo. Der Anti-Weihnachtssong "The Winter" geizt genauso wenig mit schlechter Laune: "Alcohol, cigarettes and luxury goods / Christmas lights look desperate in this room / Winter's light left me in the dark last night / And jingle bells are smothered in this gloom".
"Sick Of You" klärt uns auf, was John im Alltag so ankotzt. Das ist scheinbar ziemlich viel: "I'm so sick of you, so sick of me, I don't want to be with you / I’m so sick of work, so sick of play, I don't need another day".
Die Akustik-Gitarre schrubbt leicht verzerrt und dreckig, die Bassline ist wunderbar lässig, ein zynischer Text, der im Interlude mehr gesprochen als gesungen wird und oben drüber trompetet Vincent DiFiore. Nur das Frank Sinatra-Cover "What's Now Is Now" gerät ziemlich lahm.
Die Songs klingen allerdings nicht so, wie es die Texte vermuten lassen. Fröhlich beschwingt, groovet die Platte mal mehr im Country, mal eher im Rock und auch gerne im Popbereich. Cakes Musik zu beschreiben war noch nie einfach. Ihre Platten brauchten stets Zeit, bis sich wirklich alles erschließt, bis man jede Feinheit gehört hat. Und so ist es auch bei ihrem sechsten Album, das zwar in den USA erstmals die Spitze der Billboard Charts erklomm, hierzulande aber bislang nur als Import erhältlich ist.
2 Kommentare
Weg von Pressure Chief, zurück zu Comfort Eagle und den Alben davor klingt schonmal vielversprechend.
musikalisch wieder sehr stark, textlich im vgl. zu pressure chief und den vorgängern ein bisschen schwach auf der brust.