laut.de-Kritik

Der Rapper mutiert zum Soldaten und kämpft gegen die Taliban.

Review von

Canibus' letzten Alben wurde eigentlich jedes Mal angekreidet, dass er selbst zwar ein talentierter Rapper sei, die Qualität der Produktion aber zu wünschen lasse. Diese Ausrede gilt bei seinem neuen Album "Rip The Jacker" nicht, hat er sich doch diesmal mit Stoupe The Enemy of Mankind, dem Produzenten der Jedi Mind Tricks, zusammen getan, um endlich einmal auf erstklassigen Beats rappen zu können.

Er hat zudem kurz nach dem Beenden der Aufnahmen für "Rip The Jacker" einen ungewöhnlichen Schritt gewagt. In der nächsten Zeit steht nicht etwa die Promotion seines neuen Albums auf dem Terminkalender. Nein, Canibus hat sich dazu entschlossen, bei der Army anzuheuern und schwer bewaffnet in den Wüsten der Welt Amerikas Sicherheit zu garantieren.

Der Mann scheint sich auch schon bei der Aufnahme zur neuen Platte ausgiebig mit dem Thema auseinander gesetzt haben. So wehte nicht nur ein Stars & Stripes-Banner mit "Support Our Troops" auf seiner Homepage. Auch bei seinem Album taucht die Thematik auf. Besonders bei dem mit reggae-angehauchten Flöten bereicherten "No Return". Hier erzählte er die Geschichte eines Einsatzes unter Benutzung von Waffengewalt: "There was three Taliban that was talkin' very loud, when I reached in their backs I pulled out a Barreta Gun, the last word I heard myself say was a 4-letter one".

Doch erst leiten drei astreine Represent-Tracks das Album ein. Ein Glockenspiel unterlegt mystische Chorhymnen, und Canibus erzählt seine eigene Schöpfungsgeschichte bei "Genabis". Mit griechischen Gitarrenklängen gibt der Rapper zu verstehen, dass er auch etwas von Literatur versteht ("M-Sea-Cresy").

"Spartibus" führt ihn wieder zurück an die Front, diesmal nach Asien. Nicht nur musikalisch begibt er sich robbend in die fernöstlichen Reisfelder, auch textlich macht er erneut seinen Standpunkt klar: "The game was chinese chess, countless issues need to be addressed before the east nukes the west." Das sind doch alles eindeutige Ansagen. Doch genau deswegen klingt eine andere Textstelle eher wenig passend. Auf mexikanischem Beat mit hoch gepitschtem Refrain kritisiert der Rapper seinen neuen Arbeitgeber recht deutlich: "Observed the whole worlds pain and tell me you aren't tired of prang. The catholic faith will never be the same, you could be put in chains 'cause you got a muslim name, sent to Guantanamo Bay and tortured for days."

"Showtime At The Gallow" ist dank dem lockeren Kuba-Sound der einzige Song, der halbwegs positiv klingt. Mit dem Sonnenschein ist es aber gleich wieder vorbei, denn Battle-Track "Psych Evaluation" und "Cemantics" bringen mit dramatischen Streichern und Fanfaren den Hörer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und sorgen für die passende Endzeitstimmung.

Tatsächlich sind die Beats sehr abwechslungsreich geraten und Canibus kann auch mit seinem Rap-Talent überzeugen. Trotzdem ist "Rip The Jacker" kein wirklich großes Highlight.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Genabis
  3. 3. Levitibus
  4. 4. M-Sea-Cresy
  5. 5. No Return
  6. 6. Spartibus
  7. 7. Indibisible
  8. 8. Showtime At The Gallow
  9. 9. Psych Evaluation
  10. 10. Cemantics
  11. 11. Poet Laureate II

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11 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Anscheinend hat selbst der Autor der Rezession Canibus' Texte nicht volkommen verstanden. ("No Return". Hier erzählte er die Geschichte eines Einsatzes unter Benutzung von Waffengewalt.) Das is nur bedingt richtig, der Song handelt vom Weltuntergang bzw von dem mit der Verschwörungstheorie der Neuen Weltordnung verbundenen Weltkrieg. Also, "it gets deeper than that." ... Der Track 'Poet Laureate II', der nicht zuletzt dazu beigetragen hat, dass "Rip The Jacker" bei Vielen noch immer als das bisher beste Canibus-Album gilt, wurde hier nicht einmal erwähnt. Zusammen mit der 3-Sterne Wertung finde ich diese Rezession, auch wenn ich Canibus-Fan bin, etwas ungerechtfertigt.
    MFG, TJ

  • Vor 16 Jahren

    canibus? is der nich in afghanistan?

  • Vor 16 Jahren

    @Sodhahn (« canibus? is der nich in afghanistan? »):

    Nein. :cool: