laut.de-Kritik
Ungeschliffen, an manchen Stellen übersteuert.
Review von Michael SchuhGrundgütiger, was für ein Auftakt! Ein knochentrockener Drumgroove wird von einem beißenden Gitarrenlick zerrissen, eine enthemmte Jon Spencer-Stimme jauchzt "Uhhh" und "Yeeeh" und plötzlich brüllt gleich eine ganze Horde, das Mellotron wiehert und eine fette Gitarrenfront bricht los, die meinen Schädel gefährlich in Tastaturnähe rotieren lässt. Ja! Mehr! Länger! Mach laut den Scheiß!
"Listen To Me Daddy'O" ist ein Instrumental-Opener, den man vielleicht besagtem Chef der Blues-Explodierer zugetraut hätte, aber weniger einem blutjungen Quartett aus Norwegen, das mit seinem Debutalbum auffährt! Nachdem Kyuss 1995 den Zirkus aus der Stadt gerockt haben, bringen ihn die Catos bereits auf Track 2 wieder zurück. Allerdings erinnert die Röhre von Francis Moon eher an Make Up, doch fühlt man auch den wohltuenden Einfluss roher Stooges-Power, den liebgewordenen Dreck der MC5-Goldies und jede Menge Schweineorgel-Psychedelic.
Für die Produktion vertraute die Band ihren eigenen Stärken und das Ergebnis ist beachtlich. Ungeschliffen, an manchen Stellen übersteuert wird hier Rock'n Roll-Vergangenheit zelebriert, ohne dass Wehmut aufkommt. Vereinzelte Grooves aus der HipHop-Ecke knüpfen leger die Verbindung zur Gegenwart. Mit Salsa hat das natürlich nicht viel zu tun, eher schon mit Bandnamenshelfer Jimi Hendrix oder den frühen Stones. Kurz: mit Bands, die spätestens ab dem Summer of '67 aus fahrigen Jam-Sessions Album-Highlights generierten.
Dass die Experience jene unbeholfenen und herrlich knisternden Studioaufnahmen liebt, kommt schon beim Cover rüber. Time to freak out, eben. "I'm gonna do the things that makes me a man!" schreit Moon. Und das tut die Band dann auch. Mit Frau an der Orgel. Deshalb: A Good TRIP For A Good Time.
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