laut.de-Kritik
Country und ein Schuss Radio-Rock.
Review von Kai ButterweckMit über zwei Millionen verkauften Alben und knapp zweieinhalb Milliarden Streams gehört Chase Rice zur Speerspitze der amerikanischen Country-Szene. Hierzulande konnte man den aus Tennessee stammenden Singer/Songwriter im Januar 2020 während vier Club-Gigs bewundern. Auf seinem neuen Album "I Hate Cowboys And All Dogs Go To Hell" werkelt Chase an einer stimmigen Symbiose aus Country und kommerziellem Radio-Rock.
Inhaltlich stets um Tiefgang bemüht, punktet der Amerikaner vor allem im Verbund mit seinen Bandkollegen: Immer dann, wenn Chase die Ketten des reinen Country-Genres etwas löst und etwas Schwung in die Bude kommt, kommt man zuhause vor den Boxen in Bewegung. Das schleppende "Way Down Yonder" macht diesbezüglich den Anfang, gefolgt vom rockigen "Bad Day To Be A Cold Beer" - ein Song, der sich auch in einem Zugabenblock einer ausschweifenden Springsteen-Show gut machen würde.
Ebenfalls mehr auf der Bluesrock- als Country-Schiene ist Chase mit dem an die The Black Crowes erinnernden "Sorry Momma" unterwegs. Es gibt also durchaus Einiges zu entdecken – auch für eine Hörerschaft, bei der Country nicht zuvorderst in den Playlisten zu finden ist.
Für alle, die eh auf der anderen Seite stehen und nicht genug bekommen können von Stallgeruch, klirrenden Whiskeygläsern und sentimental gezupften Gitarren hat Chase Rice natürlich ebenfalls einige Highlights parat. Am lodernden Lagerfeuer kommen vor allem die schmachtende Ballade "Bench Seat" und das nach hinten raus dynamisch ausufernde "I Walk Alone" gut an.
Auf dem Weg hinaus in die weite Welt macht Chase Rice vieles richtig. Statt seine Wurzeln zu verleugnen und die eigenen Trademarks mit aufgepimpten Pop Effekten zu befrachten, versucht sich der Sänger an einer Mixtur, die zwei Soundlager ohne viel Getöse an einen Tisch bringt. Das Ergebnis kann man dann wahlweise im hauseigenen Keller-Saloon oder in der Biker-Kneipe um die Ecke feiern. Da passt es, dass auf dem Cover der Platte der verstorbene Herr Papa des Musikers stolz in die Kamera blickt.
1 Kommentar
Da gibt es im Country momentan aber einiges an interessanteren Sängern.
Kann jedem der sich auch nur ein wenig für's Genre interessiert mal die Sachen von Charley Crockett, Charles Wesley Godwin, Zach Bryan oder Vincent Neil Emerson anzutesten.