laut.de-Kritik
Ein Burner und ein Kessel Buntes mit zehn verschrobenen Leckereien.
Review vonGediegene Popsongs aus dem Land der bedingungslosen Neutralität waren bislang das Markenzeichen von Chewy, vorgetragen von Musikern, die selbst etwas gelangweilt von ihrer eigenen Musik wirkten. Und eben jene Chewy wollen dieses Jahr mit "Somanydynamos" ihre Version eines perfekten Sommeralbums präsentieren?! Na, das kann ja was werden ...
Doch der Opener "Black Belt" erstickt meine Zweifel im Keim: Das Lied ist ein verdammter Burner! Das gottgesandte Refrain-Gitarrenriff genügt, um den ungläubigen Thomas in mir vollständig zu Chewy zu bekehren. Wow! Dinosaur Jr. hätten es nicht besser machen können. Ich bin euphorisiert. Leider hält dieser Zustand nicht lange an – "Black Belt" ist der einzige offensichtliche Hit des Albums. Scheinbar mutwillig schieben sie kein einziges Riff dieser Durchschlagskraft nach, sondern liefern lieber augenzwinkernd einen Kessel Buntes mit zehn verschrobenen Leckereien nach, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss, damit sich der volle Geschmack entfaltet.
Hat man aber erst mal angefangen, ein wenig aus dem Topf zu naschen, kann man nur noch schwer von den kleinen Liebesperlen ablassen. Es ist das gewisse Extra an Anomalität, das "Somanydynamos" so ungeheuer charmant macht. Nicht nur, dass sie mit "December" eine wunderschöne Ballade über einsame Winterstunden auf ein Sommeralbum packen – direkt im Anschluss lassen sie, frei nach dem Motto "Gegensätze ziehen sich an", den Gute-Laune-Surftrack "Call Of The Wild" erklingen.
Auch textlich unterstreichen sie ein ums andere Mal ihren definitiv nicht vorhandenen Hang zur Ernsthaftigkeit. "There's a monster working 'neath my bed / and I fear he's underfed" heißt es da in der Hank Williams Hommage "Ain't No Light", "Virgin Forest" sollte ursprünglich "God is a salami sandwich" heißen und in "Winnetoo" verzichten sie gänzlich auf Gesang. Was dem Lied in keinster Weise schadet, im Gegenteil: um faul in der Sonne zu liegen, ist es einfach perfekt. Wie das gesamte Album. Meine bisherige Überraschung des Jahres, noch vor dem WM-Vorrunden-Aus von Argentinien.
Noch keine Kommentare