laut.de-Kritik

Mutiges Statement der Französin.

Review von

DJ und Produzent, das sind in der elektronischen Musik-Szene zwei weitverbreitete Berufsbilder. Nicht selten fallen sie in einer Person zusammen. Klar, die Synergien sind unübersehbar. Eine Folge davon ist häufig, dass sich die Arbeit in der DJ-Kanzel und das Schaffen im Studio einander annähern. Die Französin Chloé braucht sich diesen Vorwurf nicht gefallen zu lassen. Bei ihr verläuft zwischen DJ-Gig und produziertem Track eine scharfe Trennungslinie, wie ihr Debütalbum "The Waiting Room" zeigt.

Als eines der Aushängeschilder der Pariser Technoszene ist Chloé weit über Frankreich hinaus bekannt. Die von ihr und Ivan Smagghe betriebene Clubreihe Pulp lockt regelmäßig die besten Techno-DJs weltweit in die französische Hauptstadt. Daneben hat Chloé auch mit ihren Produktionen aufhorchen lassen. "Sometimes" war dank seines guten Grooves ein kleiner Clubhit und wurde unter anderem von Karotte auf seiner Mix-CD "Stick Of Joy" gespielt.

Mit ihrem Album "The Waiting Room" verabschiedet sich Chloé nun teilweise vom Dancefloor. Zwar eröffnet "I Want You" den Longplayer mit geraden, clubtauglichen Beats, doch im Laufe der folgenden 14 Tracks empfehlen sich neben "Suspended" nur noch wenige Stücke für das DJ-Köfferchen. Alle anderen Tracks schlagen weitaus differenziertere zumeist auch ein wenig experimentelle Töne an. Angestrengt wirkt das Album dennoch nicht.

Eher schon offen und ehrlich. Denn es braucht doch eine gesunde Portion Mut, um Tracks wie "It's Sunday" oder "Around The Clock" einer eher funktional ausgerichteten Hörerschaft vorzusetzen. Wer sich indes vom Techno-Genre ein gutes Stück verabschieden kann, der findet mit "The Waiting Room" ein wunderschönes Album vor, das von seinem Feeling her oftmals eine moderne Interpretation von Velvet Underground und Psychic TV sein könnte.

Zusammengehalten wird der Longplayer zwar mit einfachen, hypnotischen Beats und deepen Sounds. Über diesem Grundgerüst breitet Chloé jedoch eine Vielzahl weiterer Schichten aus, die den Tracks einen organischen Klang geben. Gitarre, Gesang, Bass, Schlagzeug haben hier genauso ihre Berechtigung wie programmierte Sounds. Bei aller Sperrigkeit versäumt es Chloé nicht, genügend Pop einfließen zu lassen. So ist "The Waiting Room" eine runde Sache und ein Album, das man noch häufig hören kann, ohne dass einem langweilig wird.

Trackliste

  1. 1. The Waiting Room
  2. 2. I Want You
  3. 3. Be Kind To Me
  4. 4. It's Sunday
  5. 5. Common Cello
  6. 6. Around The Clock
  7. 7. No One Can Be
  8. 8. Suspended
  9. 9. Amour
  10. 10. Dead End
  11. 11. Beneath The Underground
  12. 12. Over The Dose
  13. 13. Brashov
  14. 14. Womb To Tomb
  15. 15. The Door

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