laut.de-Kritik

Ficki Ficki-Sound und Porno-Samples.

Review von

Es wird wohl unzähligen Fans da draußen ähnlich gegangen sein wie mir. Ich sah "American Inquisistion" mit einer Mischung aus großen Erwartungen, aber mindestens genauso großen Befürchtungen entgegen. Was über die Jahre an Stuss von Christian Death veröffentlicht wurde, war ja lange Zeit kein Spaß mehr, doch damit ist jetzt (hoffentlich) Schluss.

"American Inquisition" ist eine Rückbesinnung auf die alten Wurzeln von "The Scriptures" und vielleicht noch "Sex & Drugs & Jesus Christ". Die Band verzichtet weitgehend auf eine fette, überbordende Produktion und geht mitunter recht reduziert vor. Jedenfalls gehen die Musiker auf der Scheibe deutlich gothiclastiger zu Werke als auf den letzten Veröffentlichungen. Schon der mit der amerikanischen Nationalhymne beginnende Opener "Water Into Wine" überzeugt mit einem leichtem Killing Joke-Einschlag. "Stop Bleedin On Me" goth'n'rolled anschließend schön vor sich hin und verbreitet spooky Stimmung wie "Narcissus The Metamorphosis Of".

Valor und Miatra teilen sich den Gesang, was durchaus seinen Charme hat. Dies gilt vor allem für "To Disappear", wo Valors beschwörende Stimme und Miatras aufgekratzte Shouts die laut/leise-Dynamik verstärken. Während "See You In Hell" nach den nervigen Porno-Samples ebenfalls an Killing Joke erinnert, kommen bei "Seduction Thy Destruction" - und mit Abzügen auch "Surviving Armageddon" - eher Erinnerungen an Fields Of The Nephilim auf. Dagegen klingt "Victim X" EBM-lastig, nervt mit dem ein oder anderen Ficki-Ficki-Sound aber etwas, erst der Chorus ist wieder ansatzweise interessant.

Auf eher ungewöhnliche Instrumentierung greifen sie beim sehr düsteren und melancholischen "Dexter Said No To Methadone" zurück. Das trifft ebenso auf
"Workship Along The Nile" zu, das trotz der orientalischen Instrumentierung nur bedingt spannend klingt. Textlich reichern sie die Nummer mit recht eindeutigen, sexuellen Anspielungen an. Eine fast schon poppige und beschwingte Nummer schleicht sich mit "Angels And Drugs" dazwischen, doch der Text spricht natürlich eine andere Sprache. "The Last Thing" mag auf den ersten Eindruck noch ein wenig seltsam klingen, setzt sich aber schnell im Gehörgang fest.

Das abschließende "XIII" besteht eigentlich nur aus zahlreichen Sprachsamples von George W. Bush und anderen US-Politikern und geht in diverse andere Soundschnipsel über, die das Konzept der Scheibe zu einem Ende führen, aber nur leidlich interessant sind. Mit den restlichen zwölf Songs haben Christian Death aber den Beweis erbracht, dass sie doch noch nicht ihre Relevanz für die Gothic-Szene verloren haben und immer noch gute Songs schreiben.

Trackliste

  1. 1. Water Into Wine
  2. 2. Stop Bleeding On Me
  3. 3. Narcissus Metamorphosis Of
  4. 4. Victim X
  5. 5. To Disappear
  6. 6. Dexter Said No To Methadone
  7. 7. Angels And Drugs
  8. 8. Seduction Thy Destruction
  9. 9. Worship Along The Nile
  10. 10. See You In Hell
  11. 11. Surviving Armageddon
  12. 12. The Last Thing
  13. 13. XIII

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