laut.de-Kritik
Steht bald das große New Romantics-Revival an?
Review von Daniel StraubEin Full Length-Album kommt einem Ritterschlag für einen Musiker oder Produzenten gleich. Ein paar Maxis sind schnell releast. Wer aber einen Longplayer mit gutem Material füllen will, der braucht mehr als bloß ein, zwei schöne Stücke.
Künstlerisches Format ist notwendig, soll am Ende ein richtiges Album stehen. Einer der offensichtlich keinerlei Probleme hat diese Anforderungen zu erfüllen, ist der Brite Christopher D Ashley.
Nach lediglich einer Single-Veröffentlichung zu Jahresbeginn erscheint nun schon das Debütalbum. Nicht ganz unschuldig daran sind zwei der größten Fans von Christopher D Ashley: Keith Tenniswood alias Radioactive Man und Andrew Weatherall. Besser bekannt sind die beiden Briten als Two Lone Swordsmen.
Beide ebneten Ashley den Weg zu einem Plattendeal mit Rob Da Banks Label Sunday Best und sind auch nicht ganz unschuldig an der medialen Aufmerksamkeit, die dem Neuling entgegen gebracht wird.
Die britischen Hype-Herbeischreiber vom NME sehen in Ashley schon mal "London's coolest new producer". Und damit liegen sie in diesem Fall gar nicht so falsch. Denn was Ashley mit den elf Tracks von "Cruel Romantics" zelebriert, ist eine Honmage an den unterkühlten Pop der frühen 80er Jahre. Fad Gadget, Ultravox und OMD sind offensichtlich die Bezugspunkte.
Bei aller Nähe zu den New Romantic-Pionieren, die aus Songs wie "Take Me" oder "Sugar Coated Lies" spricht, ist Christopher stets darauf bedacht, als eigenständige Musiker-Persönlichkeit präsent zu bleiben. Zumeist geht er dabei sehr subtil vor und arrangiert die Tracks schlicht ein wenig clubtauglicher, als dies die Produzenten vor 25 Jahren getan haben.
Bei "We Ain't Through" gibt er seine Zurückhaltung für einen Moment auf und schraubt sich mit zirpenden Acid-Sounds nachhaltig in den Gehörgang. Das Spiel zwischen Nähe und Distanz beherrscht Ashley perfekt.
Die Synthiesounds klingen authentisch, und wenn er mit Songzeilen wie "We met in cold daylight, blown out like candle fire" anhebt, könnte man im ersten Moment tatsächlich glauben, Fad Gadget sei wahrlich von den Toten auferstanden.
Für alle, die ein waviges Gen in sich tragen, ist "Cruel Romantics" mit Sicherheit eine der Platten des Jahres 2008. Und wer weiß: vielleicht steht ja bald das große New Romantics-Revival an. Die britische Presse sieht jedenfalls bereits eine neue Welle auf uns zu rollen. Ob sie recht behält?
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