laut.de-Kritik
Hot Water Music war gestern, heute sind Folk und Co. angesagt.
Review von Mathias MöllerSchöner kann ein Singer/Songwriter Album kaum beginnen. Eine Akustikgitarre schlägt Akkorde die von einer mit Bottleneck gespielten elektronischen Sixstring übermalt werden, und nach ein paar Takten erklingt eine beinahe unglaubliche Stimme. Diese Stimme ... Chuck Ragan ist niemand geringeres - eigentlich hört man es sofort - als der ehemalige Sänger der aufgelösten Hot Water Music.
Die Postcore-Formation galt in den Neunzigern und auch noch in diesem Jahrzehnt als eine der wichtigsten ihres Genres. Seit ihrem Ende im letzten Jahr haben die drei Instrumentalisten The Draft gegründet und mit "In A Million Pieces" ein feines Debüt veröffentlicht. Ragan selbst veröffentlichte als einsamer Mann mit akustischer Gitarre die EP "Los Feliz".
Für den Langrillen-Erstling "Feast Or Famine" hat er sich diverse Musiker eingeladen, unter anderem Matt Skiba von Alkaline Trio, Joe Gittleman, seines Zeichens Bassist bei den Mighty Mighty Bosstones und Jolie Holland. Und so entstanden unter tatkräftiger Hilfe zahlreicher gestandener Musiker zwölf Songs irgendwo zwischen Singer/Songwriter, New Folk und Country. Auf "California Burritos" und "Geraldine" wird der Sänger von Holland unterstützt, ersteres eine flott-folkige Nummer, letzteres ein melancholischer Country-Song.
Mitunter fast schon pompös instrumentiert, birgt "Feast Or Famine" die ein oder andere Perle: "Do You Pray" macht als quietschfideles Country-Folk-Stück mit Harmonika, Akkordeon, akustischen Gitarren und zweistimmigem Gesang richtig Spaß. Die Uptemponummern (z.B. auch "Don't Cry") sind die stärksten Momente. Doch auch, wenn Ragan ein bisschen mehr Melancholie anklingen lässt, langweilt er mitnichten. Hier und da meint man fast ein bisschen Bruce Springsteen durchzuhören.
Alles in allem ist Chuck Ragan ein rundes Debütalbum gelungen, dass den Liebhaber zartfühliger Musik sicher durch den Herbst geleiten sollte.
3 Kommentare
"California Burritos" ist einfach ein Wahnsinnssong. Hätte den Song so gerne auch live gehört
ja das album ist so unglaublich stark..
diese stimme ist einfach der wahnsinn
ich finde "the grove" unschlagbar.