laut.de-Kritik
Die britischen Hausbesetzer wollen einmal mehr die Revolution tanzbar machen.
Review von Stefan JohannesbergZwei Jahre nach dem letzten Lebenszeichen der anarchistischen Popkommune ("WYSIWYG") schicken sich die britischen Hausbesetzer nun an, die teuflische Plattenindustrie wieder via Melodien für Millionen zu zermürben. Mit dem elften Album "The Readymades" wollen Chumbawamba einmal mehr die Revolution tanzbar machen, und so herrscht trotz plakativ-politischer Texte Partyfeeling pur.
Die einst erfolgreichen Gitarrensounds der "Tubthumper"-Tage haben sie zum Glück in der Mottenkiste des Nu Metal verstaut. Heuer dominieren dagegen wehmütige Popklänge im New Age-Gewand. Die vordergründig harmlose Melancholie paart sich geschickt mit antifaschistischen Ansagen und Geschichten über soziale Ungerechtigkeit. Dieser krasse Gegensatz macht einen Großteil der Faszination des Ensembles Chumbawamba aus.
Brisante Themen wie der Arbeitskampf englischer Fischer anno 1797 ("Salt Fare, North Sea"), die Opferung russischer Seeleute von Herrn Putin beim Kursk-Unfall ("Jacobs Ladder") oder die Anklage rassistischer Justiz-Blindheit ("Don't Pass Go") werden dem geneigten Hörer förmlich ins Ohr gesäuselt. "Home With Me" erinnert gar an 80er Tears For Fears-Sounds, und "Sewing Up Crap" groovt im Techno/House-Style.
Stellt sich eigentlich nur die Frage, ob dieses musikalische Klassenkampfkonzept die Welt irgendwie verbessert. Vielleicht sind die wunderschönen zweistimmigen Gesangsharmonien und Klangebenen doch zu drucklos und glatt gebügelt, um die Herzen und Hirne der weltweiten Massen für Revolten und Veränderungen zu animieren. Immerhin: selbst wenn man unempfindlich gegenüber linker Agitation ist, bleibt doch noch ein feines Popalbum übrig.
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