laut.de-Kritik
Als Märchenonkel würde sich Sänger Jan Müller bestimmt gut machen.
Review von Michael EdeleAls Tantric 2001 mit ihrem gleichnamigen Debüt rauskamen, hat sich die Scheibe relativ schnell zum Dauerbewohner meiner Stereoanlage entwickelt. Den Nachfolger musste ich mir als Import aus den USA bestellen, und so sehr wie das Debüt beeindruckte er mich auch nicht mehr. Es schien so, als ob auf dem Alternative-Markt so ziemlich alles gesagt sei.
Doch das stimmt natürlich nicht, denn auch der heimische Underground wartet immer wieder mit der einen oder anderen Perle auf. In diesem Fall sind es Circle Of Grin aus Köln, die mit "Same As It Never Was" ihre dreizehn Geschichten erzählen. Manche klingen zwar schon bekannt, aber wie so oft kommt es auch auf die Art und Weise an, wie ein Geschichte erzählt wird.
Als Märchenonkel würde sich Sänger Jan Müller bestimmt gut machen, denn der Kerl hat eine extrem ausdrucksstarke und variable Stimme. Eine Nähe zu Tantric-Fronter Hugo Ferreira ist kaum von der Hand zu weisen, aber auf jeden Fall als Kompliment zu verstehen. Zwar produzieren Jans Stimmbänder kein ganz so rauchiges Timbre, wie die des amerikanischen Kollegen, aber der Kölner lässt es dafür ein paar Mal ganz schön knallen.
War ich nach dem Blindlauf von "Prepare To Meet Your Maker" in meiner kleinen Radioshow auf Radio Rüsselsheim nicht wirklich von den Fähigkeiten der Jungs überzeugt, so zeichnen die restlichen zwölf Songs ein ganz anderes Bild. Zwar startet das Album mit dem Opener "My Evil Twin" fast schon Nu Metal-lastig und elektronisch, aber der Chorus deutet schon an, was die nächsten Songs bringen werden. Allerfeinsten Alternative Rock.
Bei der Video-Single "Turn Your Back On Me" scheinen die Backing Vocals etwas schief zu sein, der Song ist abgesehen davon eine kraftvolle Halbballade, die das Airplay allemal verdient hat. "Inside" rockt danach richtig nach vorne weg und dürfte live, zusammen mit dem zügigen "How We Fade Away" und dem mächtig groovenden "It's All Been Done Before" für richtig Stimmung sorgen.
Dem stehen das emotionale "One Of Them", das funkige "Next Little Girl" oder das zum großen Teil sehr relaxte "Hull Of Skin" gegenüber, die die stilistische Vielfalt des Grinsekreises präsentieren. Wenn ihr also die Chance habt, sie irgendwo in eurer Umgebung live zu sehen, checkt die Jungs auf jeden Fall ab.
2 Kommentare
Erst jetzt erworben und gleich in meiner Anlage festgeschweisst.
Besonders der Schlagzeuger rundet diese emotionale alternative Rockplatte ab.
die hab ich schonmal live gesehen. ich glaub mit destiny oder bleeding through.
waren meiner meinung nach damals nicht so überzeugend. jedenfalls live nicht.