laut.de-Kritik

Sphärisches Indierock-Debüt aus Konstanz.

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Warum in die Ferne schweifen, wenn Gutes doch so nahe liegt? Aus dem Süden der Republik, genauer gesagt aus Konstanz, machen sich Klänge breit, die man normalerweise eher aus Liverpool, Manchester oder London zu hören bekommt. Sphärischer Indierock mit poppigen Strukturen aus den Kellern am Bodensee? Ja, man mag es kaum glauben.

Cirque Royal betiteln ihren Sound als "Space Pop". Und fürwahr: Die Jungs liegen mit dieser Selbsteinschätzung nicht falsch, auch wenn extraterrestrischer Pop-Sound nur ein Bestandteil des Ganzen ist. Ihre Bescheidenheit in Ehren, aber "We Come In Peace" hat noch weitaus mehr zu bieten.

Allein schon das akzentuierte Einsetzen von mehrspuriger Verzerrung in fast jedem der insgesamt zehn Songs, drückt die vermeintlich poppige Haltung immer wieder derbe an die Wand. Man verfängt sich auch gerne in sphärischen Elektro-und Gitarrenspielereien, die vor allem dann an Ausdruck und Nachhaltigkeit gewinnen, wenn sich die vier Badener um Sänger David Leon sämtlicher Genre-Ketten entledigen und den Karren nach vorne treiben.

Gleich beim Opener "We Come In Peace" beweist das Quartett nach knapp dreiminütiger Indiepop-Aufwärmphase mit urplötzlich einsetzender Durchschlagskraft seine Fähigkeiten im Bereich Breitwand-Rock. Ob Delay-getränkt ("Safety In Numbers"), geradeaus ("Run") oder melancholisch angehaucht ("The Sun Will Rise From The West"): Sobald David Leon seine beeindruckenden und innovativen Sechssaiter-Fähigkeiten mit reichlich Distortion umhüllt, entpuppt sich die "Wir-kommen-in-Frieden"-Attitüde schnell als "Lasst-uns-erstmal-rein"-Vorwand. Sind die Pforten erst mal geöffnet, wird aus dem hinterfragenden Studenten-Sit-In alsbald eine verschwitzte Rock-Party.

Thematisch läuft die beschwingte Sause unter dem Motto "Existenzialistische Grunderfahrungen in einer postglobalisierten Welt". Klingt erst einmal befremdlich, wird aber mit einer gehörigen Portion Ironie und ohne Wertungs-Zeigefinger weitgehend massentauglich aufbereitet.

Fernab vom Airplay-Gedanken funktioniert das Schaffen der Konstanzer vor allem als Ganzes. Cirque Royal präsentieren nachhaltigen Indierock, der sich vor ähnlich hochwertigen internationalen Ergüssen der Branche keineswegs verstecken muss. "Does anybody listen? Does anybody care?": Ja, das tun wir. Keine Bange.

Trackliste

  1. 1. We Come In Peace
  2. 2. Safety In Numbers
  3. 3. Rats
  4. 4. Run
  5. 5. The Sun Will Rise From The West
  6. 6. Happy
  7. 7. The Flames That Ease Your Pain
  8. 8. MINKY FRNT
  9. 9. Kick!
  10. 10. Passion Pulled The Trigger

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LAUT.DE-PORTRÄT Cirque Royal

Sie kommen aus Konstanz, sie kommen in Frieden und sie suchen stets die Auseinandersetzung mit existenzialistischen Grunderfahrungen in der postglobalisierten …

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