laut.de-Kritik
Autotune? Pfff, fuck off!
Review von Andreas DittmannClaire Maguire ist doch tatsächlich durch MySpace bekannt geworden. Damals (der ein oder andere mag sich erinnern) war MySpace noch interessant und relevant für Künstler und Musikfans. Die Sängerin stellte Cover Songs online, wurde eingeladen und Zack! schon war sie unter Vertag bei Polydor (Universal). Nach drei Jahren folgte die erste Single und nun das Debüt-Album.
Was als erstes auffällt, ist Maguires eindrucksvolle Stimme, die an Annie Lennox erinnert. Wirkt sie auf Fotos schüchtern und zurückhaltend, lässt sie es auf der Platte so richtig krachen. Das haut einen glatt aus den Latschen, wie die Halb-Irin die Tonleiter rauf und runter schmettert. Aber sie kann auch ruhig und zerbrechlich, tief und kraftvoll, rauchig und sexy. Facettenreich ist gar kein Ausdruck für diese Stimmgewalt. Autotune? Pfff, fuck off!
Ebenfalls überraschend sind ihre Texte, die sie fast alle selber geschrieben hat. So viel Düsternis hätte man nicht auf einer Pop-Platte erwartet: "I just don't believe, I'm ready for today. This paranoid pain is coming back again. Oh that picture Momma placed by the window. How I hate my face." Angenehme Abwechslung zum Britney Spears- und Jennifer Lopez-Schmu der letzten Wochen.
Die Songs sind vor allem mit Piano, Streicher und Schlagzeug sehr pompös und tanzbar instrumentiert. Elektronik, Gitarren oder sonstige Spielereien kommen nur selten vor. Das macht die Songs natürlich ein Stück weit austauschbar und auf die Dauer langweilig. Meistens sind sie auch schlicht überladen.
Ausnahmen sind "Freedom", in dem sich Maguires Stimme über einem Tom-Beat nach oben schraubt, oder "Ain't Nobody", das auf leicht verzerrte Gitarren und Elektro-Schnipsel setzt. In "This Is Not The End" hört man ihre irischen Wurzeln heraus. Nehmt die protzige Musik weg und der Song könnte auch gut in einem Pub in Dublin gesungen werden.
Apropros wegnehmen: Bei vielen Songs wäre weniger mehr gewesen. Denn ihre Musik mag sich, bis auf ein paar Ausnahmen, nicht so recht im Ohr festsetzten. Wirklich schade, denn so bleibt am Ende nur ihre tolle Stimme. Das reicht halt für eine interessante Pop-Platte nicht aus.
2 Kommentare
Ain't Nobody, die erste Single ist ja mal der Hammer!!! Dachte schon das sie die neue Kate Bush ist, aber die anderen Singles sind leider irgendwie Dance?? Hab leider nur die paar Songs auf youtube gehört, aber außer Ain't Nobody gefällt mir gar nichts...
In London als Support von Hurts gesehen!
Eher spießig und übertheatralisch !