laut.de-Kritik
Das dürfte ruhig länger dauern!
Review von Alexander CordasDie (fast) Live-Scheibe mit den Herren von Intronaut steht gerade einmal seit einer Woche in den Läden, schon wirft Mister Sharp aka Cloudkicker ein weiteres Scheibchen nach.
Eine ausufernde Angelegenheit ist "Little Stories" nicht geworden. Eben so, wie es der Titel der im EP-Format daher kommenden Tracks verheißt. Als kleine Häppchen für die besinnliche Jahreszeit kommen die Songs gerade recht.
Große Veränderungen finden nicht statt. Ben Sharp macht immer noch in Instrumentalmusik, auch wenn er sich erneut zu ein paar Worten hinreißen lässt: Die effektgeladenen Zeilen versteht man jedoch kaum. Man muss sich also kein Gedanken machen, der Mann aus Ohio würde unter die Sänger gehen.
Bei der Produktion fällt auf, dass sich die Waage von den Höhen etwas mehr in Richtung Bass verlagert. Der fährt einem mit Vehemenz in die Magengrube, wenn die ersten Takte von "Sky Guide" erklingen. Das brummelt schön und lässt die Zotten im Takt vibrieren.
Dass Sharp sich außer seinem eigenen keinen Diktat beugen muss, merkt man der EP an. Das Intro "Parliament" - von einem eigenen Track zu sprechen, verbietet sich eigentlich - zupft und hallt vor sich hin. Es passiert fast nichts, also fast wie in einem echten Parlament.
Nicht viel anders verhält es sich bei "Skye Guide". Hier herrscht melancholisch-warme Stimmung, aber tricktechnisch regiert eher die Sparflamme. Das wiederum mutet überhaupt nicht langweilig an. Bemängeln kann man auch hier allenfalls die kurze Spielzeit. So ein hübscher Soundtrack fürs Kopfkino dürfte locker dreimal so lang dauern. Diesem Gestus folgt auch das nicht minder atmosphärische "Chameleon".
Der Anteil an vertrackten Songstrukturen liegt bis hierher im überschaubaren Bereich. Erst das absolut grandiose "Digital Lightning" frickelt dann etwas abgezockter durch die Heide. Zunächst führt das Lied den Faden seiner beiden Vorgänger fort, schlägt dann aber völlig unvermutet nach zwei Minuten einen Haken nach dem anderen.
Das klingt dennoch wie aus einem Guss, zumal sich Sharp beim Programmieren der Drums fast selbst übertroffen hat. Nach gut einer Minute löst sich das Hin und Her wieder auf und strebt in einem furiosen Crescendo einem schleppenden Kehraus entgegen. Auch hier gilt: Das darf ruhig länger dauern.
Ben Sharp schickt mit "Little Histories" ein kurzes Stück Musik ins Rennen, das trotz der eher begrenzten Spielzeit durch interessante Sphären schunkelt.
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