laut.de-Kritik
Forschungsexpedition in die Gefilde der Liebe und des Happyseins
Review von Florian SchadeUiiii!
Da lag wohl eine schwerwiegende Verwechslung vor. Irgendjemand hat Getreide in die Kohlenkammer geliefert und Coal Chamber klingen prompt wie Korn!!
Zwar täuscht der Opener "Mist" dem Albumtitel gemäß noch gepflegte Kammermusik vor, doch gleich der zweite Track "Tragedy" eröffnet die Unterwelt-Show mit krachenden Gitarren und pitchgeshifteten Vocals á la Marilyn Manson. Dann gibt es kein Halten mehr, denn die folgenden Tracks werden voll von der Rhythmussektion beherrscht und den Hüpfmonstern gehört die Tanzfläche.
Besonders "Untrue" zeigt die neue Nähe zu Korn deutlich. Wimmernde Gitarren, ein unruhig im Schlaf zuckendes Schlagzeug, ein allzeit bereiter Slap-Bass und dann der brätz-brätz Refrain.
Verziert wurde Chamber Music durchgehend mit Elektroniksplittern und Effekten, die sich in jedem gutsortierten Tonstudio finden lassen. Das macht die Coverversion von Peter Gabriels "Shock The Monkey" aber auch nicht besser. Man hätte sich vielleicht nicht so darauf versteifen sollen, Gabriels Stimme nachahmen zu wollen, das klingt lächerlich.
Mit "My Mercy" ist Coal Chamber auch eine Ballade rausgerutscht, inklusive Aimee Echo und Elijah Allman als Gastvokalistinnen. Irgendwie sehr durchsichtig das Ganze: Softer Opener, musikalische Anleihe bei Hype-Band, Coverversion von Megastar und Pflichtballade.
Vorbei sind also die guten alten Zeiten, als Coal Chamber mit aggro-Songs wie Sway die Menge rockten. Chamber Music ist eher eine Forschungsexpedition in die Gefilde der Liebe und des Happyseins mit dem musikalischen Potential einer Heavyband, die von ihrer Plattenfirma zu viele Tipps zum Thema "Wie produziere ich ein Hitalbum" bekam.
Noch keine Kommentare