laut.de-Kritik
Die Berliner regen zum Träumen an ...
Review von Michael EdeleIch werde bei der Debüt CD von Cocún einfach das Gefühl nicht los, dass die Scheibe eher aus Versehen in das Päckchen gerutscht ist, welches da aus der Redaktion an mich versandt wurde. Normalerweise ist der Härtegrad bei solchen Sendungen immer deutlich höher.
Aber ich will mich nicht beschweren, denn "Zoe In Exile" ist ein durchaus interessantes Album. Dass verzerrte Gitarren auf dem Debüt der Berliner zunächst erst mal Mangelware sind, muss überhaupt nichts Schlechtes heißen, denn der Opener "Everything" rockt auch mit der Akustischen und der Violine ganz ordentlich und erinnert nicht selten an Reamonn. Auch das nachfolgende "Drown" verzichtet bis zum Chorus auf angezerrte Gitarren und schmust eher verträumt vor sich hin.
Die vielleicht schon bekannte Single "Better Off ... Without Me" ist dann eine waschechte Ballade, die etwas an "The Calling" erinnert und sich auch auf den Musiksender durchaus hören und sehen lassen könnte. Für's sehen lassen dürfte dann auch vor allem Sänger und Frontmann Finn Martin zuständig sein, der mit seinen recht weichen, aber interessanten Gesichtszügen das eine oder andere Ville Valo-Poster an der Teenie-Wand vertreiben könnte. Der Kayalstift dürfte in der Band zumindest bei Fotoshootings öfter zum Einsatz kommen.
Doch Finn setzt mit Sicherheit nicht nur auf sein Aussehen, denn vor allem stimmlich hat das Kerlchen einiges zu bieten. Bei den bisher eher ruhigeren Songs hat er schon gezeigt, dass er die Lieder mit seiner Stimme tragen kann, und wenn es, wie bei ""Wait" oder "Beg You" mal richtig zur Sache geht, muss er sich auch nicht verstecken, sondern kann seine Gesangskünste richtig entfalten. Vor allem bei diesen Songs (und dem schönen Solo von "The Ocean") kommt auch die Violine von Hannah von Hübbenet schön zum tragen, was für einen zusätzlichen Reiz sorgt.
Der Rest des Albums ist aber wieder deutlich ruhiger und regt eher zum Träumen denn zum Tanzen an. Für den anbrechenden Herbst kann das aber genau das Richtige sein, wenn man mit seinem Schnuckel einfach mal einen Abend daheim verbringen will. Um's mit dem Worten unseres Drummers zu sagen: "Oh, Musik zum Ficken, schön."
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