laut.de-Kritik
Conor übertritt die Schwelle zum Erwachsensein.
Review von Mathias MöllerWow. Conor Oberst scheint die Arbeitswut gepackt, beziehungsweise die Muse intensiv geküsst zu haben. Jahr für Jahr veröffentlicht er mittlerweile Longplayer, der Erstling mit der Mystic Valley Band erschien vor gerade mal neun Monaten. Nach dem selbstbetitelten Ausflug in die Indie-Bigband-Welt, die wohl eine Art Befreiungsschlag von den Bright Eyes darstellen sollte, nun also "Outher South".
Und das könnte – nach "Lifted" – tatsächlich so etwas wie ein weiteres Meisterwerk des Ex-Wunderkindes sein. Denn "Outer South" strahlt eine Reife aus, die man von Conor Oberst nie erwartet und schon gar nicht verlangt hätte.
Das Album ist nahezu perfekt instrumentiert, arrangiert und produziert. Conor Obersts Musik barg schon immer eine Intensität und ganz eigene Wärme, doch nie war sie so gut eingefangen wie hier. "Outer South" klingt so, wie eine gleichberechtigte Band spielt. Runder, kompletter, fertiger als alles, was der Bright Eyes-Frontmann bislang auf Tonträger bannte. Kein Instrument herrscht vor, alle existieren weitgehend gleichberechtigt nebeneinander. Nichts klingt mehr dilletantisch. Conor hat die Indie-Imperfektion abgelegt, ein Schritt, der nicht jedem Fan gefallen wird.
Dass er für "Outer South" mehr Kontrolle aus der Hand gegeben hat, zeigt sich zum Beispiel daran, dass er bei fast der Hälfte der Songs das Mikrofon an seine Bandkollegen Nik Freitas, Jason Boesel, Macey Taylor und Taylor Hollingsworth abgibt. Eine weise Entscheidung. Weiterhin fällt positiv auf, dass Oberst auf schwierige, langwierige Intros oder seinen nöligen Gesang verzichtet.
Mit "Air Matress" beweist die Mystic Valley Band ihre Fähigkeit zu Poppen. Es ist sogar vorstellbar, dass eine Nummer von "Outer South" in den Charts landet, wenn ... ja: Wenn dieses Album nicht so erwachsen wäre. Conor Oberst ließ die Welt an seinem schmerzhaften, zweiflerischen Heranwachsen Teil haben, jetzt werden wir Zeugen seines Erwachsenseins.
Große Musiker brauchen eine Schwelle, die sie übertreten können, um unsterblich zu werden. Bob Dylan nahm 1965 eine elektrische Gitarre in die Hand, John Lennon traf Yoko Ono und David Bowie erfand den Thin White Duke. Es scheint, als musste sich Conor Oberst der Bright Eyes entledigen, um mit der Mystic Valley Band zu wachsen. Seine Musik klingt mittlerweile überaus vollmundig und so erscheint es überhaupt nicht vermessen zu behaupten, dass Oberst auch in 30 Jahren noch relevante Musik produziert. Ein erster Schritt ist getan.
7 Kommentare
"Big Black Nothing" rockt mal derbe das haus
Gefällt mir bisher sehr gut, kann man auch Leuten empfehlen die Bright Eyes oder Conor Oberst solo nicht so gut finden
fav. : Air Mattress und Big Black Nothing
Also ich weiß nicht. Ich liebe den Kerl ja, aber wo will er hin. Freilich ein paar tolle Sachen. Aber bei dem Anspruch und dem Talent. Das meißte ist ziemlich belanglos. Der soll heulen und flehen und wieder Texte schreiben die so genial waren wie zu besten Bright Eyes Zeiten. Ich will keinen Countrystar. Verdammt!
Ach ja, roosevelt room
Da blitzt auf was er kann!
Das ist ja was man so vermisst, ich befürchte du wirst enttäuscht sein. Es ist ja immer noch ein gutes Album. Aber er ist ja eben nicht ein durchschnittlicher Sing/Songwriter.
Ich will die Bright Eyes zurück!
Sofort!!!
Also ohne vorschnell zu sein, ich bin erst bei "big black nothing" und da singt jetzt irgendein Kerl, den ich nicht kenn.
Ich bin enttäuscht...verwirrt...im falschen Film
So nun bin ich weg
Ja, frei nach dem Motto, jeder darf sich mal als Sänger versuchen.